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Portugiesische Rezepte

01.04.2015  09:20 Uhr

Von Sven Siebenand / Pharmazie und Apotheke sind überall auf der Welt ähnlich, aber es gibt von Land zu Land Unterschiede. Von dieser Regel macht Portugal keine Ausnahme, wie Luís Miguel Lourenço zu berichten weiß. Der Apothekeninhaber aus der Nähe von Lissabon informiert über die Pharmazie in Cristiano Ronaldos Heimat. Ferner erläutert der Apotheker, warum er sich auf den nächsten FIP-Kongress im Herbst in Düsseldorf freut.

PZ: Warum haben Sie sich entschlossen, Apotheker zu werden?

 

Lourenço: Meine Apotheke ist seit mehr als 70 Jahren ein Familienunternehmen. Daher bin ich mit dem Beruf aufgewachsen. Apotheker zu sein bedeutet, sich auf der einen Seite um Patienten zu kümmern und ihnen zu helfen. Auf der anderen Seite ist man Finanzanalytiker und Stratege. Eine Mischung, die mir sehr gefällt.

 

PZ: Wie ist das Pharmaziestudium in ihrem Land aufgebaut?

 

Lourenço: Das Fach Pharmazie ist in Portugal ein Masterstudiengang, der aus einem viereinhalbjährigen Studium und einem halbjährigen Praktikum in einer öffentlichen Apotheke oder einer Krankenhausapotheke besteht. Derzeit gibt es acht Einrichtungen in Portugal, die den Masterstudiengang Pharmazie anbieten. Mit dem Masterabschluss kann man dann als Apotheker, zum Beispiel in einer öffentlichen Apotheke, arbeiten. Davon gibt es übrigens ungefähr 2700 bei uns. Niemand darf mehr als vier Apotheken besitzen. Ketten gibt es also keine.

 

Der FIP-Kongress

Der Kongress des Weltapothekerverbands FIP (Fédération International Pharmaceutique) findet in diesem Jahr vom 29. September bis 3. Oktober in Düsseldorf statt. Für deutsche Apotheker gibt es einen Frühbucherrabatt: Wer sich bis 31. August unter https://b-com.mci-group.com/ Registration/FIP2015/GERMAN.aspx registriert, zahlt 400 Euro und damit nicht einmal die Hälfte der regulären Teilnahmegebühr für FIP-Nichtmitglieder. Das Kongressprogramm finden Interessierte unter www.fip.org/ dusseldorf2015.

PZ: Wie erfolgt in Portugal die Vergütung apothekerlicher Leistungen?

 

Lourenço: Die verschreibungspflichtigen Medikamente sind abhängig vom Großhandelspreis in verschiedene Gruppen eingeteilt. Für jede dieser Gruppen gibt es eine Gewinnspanne plus ein Fixum. Sowohl Gewinnspanne als auch Fixhonorar sind von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich gestaffelt.

 

PZ: Gibt es aktuell Probleme, mit denen sich die öffentlichen Apotheken in Portugal herumschlagen müssen?

 

Lourenço: Ja, die gibt es. Aufgrund gedämpfter Konjunktur wurden die Preise für Arzneimittel gesenkt, was sich auf die Vergütung der Apotheken niederschlägt und sich damit auf deren Zukunftsfähigkeit auswirkt. Ein zweiter Punkt ist die Tatsache, dass die Preise der Medikamente in Portugal auch niedriger sind als in anderen Ländern und Präparate daher exportiert werden. Das führt leider dazu, dass die Anzahl an Präparaten in den portugiesischen Apotheken reduziert ist.

 

PZ: Abgesehen von der Versorgung mit Arzneimitteln: Welche weiteren Aufgaben erfüllen die Apotheken in Portugal?

 

Lourenço: Wir bieten zum Beispiel Impfungen und Blutuntersuchungen, aber auch Disease-Management-Programme, Projekte zur Raucherentwöhnung und Medikationsanalysen an. Apotheken haben ein gutes Standing in der Gesellschaft. Das liegt an dem niedrigschwelligen Zugang zu Gesundheitsthemen, den sie den Patienten bieten, und an unserem hochqualifizierten Personal.

 

PZ: Im Herbst werden Sie zum Kongress des Weltapothekerverbands FIP nach Düsseldorf reisen. Weshalb machen Sie sich auf den Weg dorthin?

 

Lourenço: Seit 2006 war ich auf jedem FIP-Kongress. Er ist eine überragende Chance, sich über die weltweiten Trends im Sektor öffentliche Apotheke zu informieren. Ich kann dort mit vielen Kollegen aus anderen Ländern leicht Erfahrungen austauschen und man kann viel voneinander lernen. Deutschland ist weltweit für sein Organisa­tionstalent bekannt. Daher erwarte ich einen sehr gut geplanten Kongress, auf dem die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen unseres Berufsstands unter die Lupe genommen werden. /

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