21 Stunden harte Arbeit |
02.04.2014 10:28 Uhr |
Von Daniel Rücker / Die Leitbilddiskussion geht in die nächste Runde. Vom 7. bis zum 9. April findet in Berlin ein Konvent mit rund 100 Vertretern der Landesapothekerkammern und -verbände statt. Ziel ist es, die Kernbergriffe und wesentliche Textbausteine vom Leitbild zu konsentieren.
Mit dem vom ABDA-Vorstand angestoßenen Prozess wollen sich die Apotheker in den öffentlichen Apotheken ein neues Leitbild geben. Ziel ist es, eine Vision von dem Selbstverständnis und der Rolle der Apotheker und der Apotheke im Jahr 2030 zu entwickeln.
Alle Apotheker in Deutschland können sich an diesem Prozess beteiligen. In einer ersten Runde Anfang Februar hatten immerhin 3900 Apotheker einen von der ABDA konzipierten Fragebogen zum Leitbild ausgefüllt. Zusätzlich nutzten 1800 Apotheker die Gelegenheit, eigene Kommentare auf der speziell dafür eingerichteten Website abzugeben. Die Fragebögen wurden in den vergangenen Wochen von den Berufsorganisationen ausgewertet. Die Kommentare sollen auf dem Konvent diskutiert werden.
Entscheidende Phase
Für die ABDA beginnt damit die entscheidende Phase der Leitbilddiskussion. Präsident Friedemann Schmidt erwartet nicht, dass die Veranstaltung ein Spaziergang wird. »Der Konvent ist vielleicht die schwierigste und wichtigste Station in dem ganzen Prozess«, sagt er im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. Hier komme es darauf an, die bisherigen Ergebnisse zusammenzuführen, zu bewerten, zu gewichten und schließlich die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Die Aufgabe sei anspruchsvoll.
Insgesamt 21 Stunden harte Arbeit sind an den beiden Tagen dafür vorgesehen. Der erste Tag dauert von 10 bis 22 Uhr, der zweite von 9 bis 18 Uhr. Ein Marathon, bei dem es viel Disziplin braucht, um bis zum Ende konzentriert und ergebnisorientiert zu arbeiten. Vorgesehen sei ein Wechsel aus Arbeitsgruppen, Workshops, Plenarveranstaltungen und Präsentationen der Zwischenergebnisse, erklärt Schmidt. »Unser Ziel ist es, dass jeder Teilnehmer des Konvents an allen Themen zumindest phasenweise mitarbeitet.«
Die große Herausforderung des Konvents dürfte es sein, die Bedeutung der Ergebnisse aus der ersten Runde im Februar angemessen zu berücksichtigen. Zum einen dürfen sie nicht unter den Tisch gekehrt werden, zum anderen muss es aber auch möglich sein, während des Konvents abweichende Lösungen zu erarbeiten. Schmidt hält dies für zwingend notwendig: »Wir nehmen die Botschaften von den Fragebögen und die Kommentare sehr ernst«, sagt er. »Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass nur ein Teil der Apotheker die Internetplattform genutzt hat. Deshalb können wir nicht davon ausgehen, dass die Fragebögen in jedem Fall die Mehrheitsmeinung der Apotheker repräsentieren. Wenn sich aber aus den Fragebögen ganz klare Tendenzen ableiten lassen, dann wird dies der Konvent nicht ignorieren können.«
Die circa 100 Teilnehmer aus den Berufsorganisationen tragen also viel Verantwortung. Im Gegensatz zu sonstigen Gremiensitzungen sind beim Leitbildkonvent nicht nur die Präsidenten und Vorsitzenden gefragt. Diese sind zwar nicht ausgeschlossen, Schmidt hofft aber, dass die Mitgliedsorganisationen auch weitere Leitbild-Experten aus den Länderarbeitsgruppen schicken. »Wir gehen davon aus, dass diejenigen, die bereits für die Auswertung der Fragebögen aus den einzelnen Bundesländern zuständig waren, auch in Berlin dabei sein werden.«
Schmidt hofft auf Einigkeit
Welche Form soll das Ergebnis des Konvents haben? Schmidt: »Unser Ziel ist es, dass am Ende der Veranstaltung die wichtigsten Kernbegriffe und Textbausteine des Leitbildes definiert und konsentiert sein werden.« Das würde weitgehende Einigkeit der Konvent-Teilnehmer voraussetzen. Das ist auch Schmidts Hoffnung. Er ist aber nicht sicher, ob dies gelingt, ob am Ende der Veranstaltung tatsächlich alle derselben Meinung sind. Müssen sie auch nicht. Wenn es in manchen Punkten keine Einigung gibt, dann könnten im Leitbildentwurf zwei oder drei unterschiedliche Positionen aufgeführt werden, die erst im weiteren Verlauf des Prozesses konsentiert werden, kann sich der ABDA-Präsident vorstellen.
Schließlich wird es noch weitere Schritte in dem Prozess geben. Die Apotheker haben noch einmal die Gelegenheit, die erste Rohfassung auf der Website zu bewerten, wiederum auf Ebene der Kammerbezirke. Auch hier kann noch auf das Endergebnis Einfluss genommen werden. Schmidt: »Wir sind für jede Anregung dankbar, deshalb können wichtige Argumente auch in diesem Stadium zu Änderungen am Leitbildentwurf führen.« Der Gesamtvorstand der ABDA wird sich anschließend ebenfalls mit dem Leitbild befassen und im Juni steht noch die Mitgliederversammlung der ABDA an. Erst hier soll ein Votum getroffen werden, das (fast) endgültig ist.
Die letzte Station wird dann der Deutsche Apothekertag im September in München sein. Dort wird das Leitbild noch einmal eine wichtige Rolle spielen. Es wird aber nicht erneut komplett überarbeitet werden, sagt Schmidt. Irgendwann müsse der Prozess auch sein Ende finden.
Was am Ende im Leitbild enthalten sein wird, ist noch offen. Wäre dem nicht so, könnte man sich das weitere Vorgehen auch sparen. Welcher Aspekt müsste aber aus Schmidts Sicht in jedem Fall dabei sein? »Es ist kein Geheimnis, dass ich ein Leitbild favorisiere, in dessen Mittelpunkt die Persönlichkeit des Apothekers und seine fachlichen Fähigkeiten stehen. Dazu gehören vor allem kognitive Dienstleistungen wie das Medikationsmanagement. Außerdem möchte ich keine Einheitsapotheke, sondern eine Vielfalt, die alle Facetten apothekerlicher Arbeit spiegelt.«
Aber auch der Prozess selbst ist Schmidt wichtig. »Wir haben erstmals eine derart wichtige Entscheidung für den ganzen Berufsstand so angelegt, dass sich jeder beteiligen kann. Es sind nicht die Gremien, die allein darüber entscheiden, jeder Vorschlag ist wichtig. Der Leitbildprozess ist absolut transparent.« /