Nierenfunktion im Alter überprüfen |
18.03.2013 22:52 Uhr |
Von Sven Siebenand / Spontanberichte über Laktazidosen im Zusammenhang mit der Einnahme des Antidiabetikums Metformin nehmen zu. Unter den Meldungen sind auch Fälle mit tödlichem Ausgang. Möglicherweise ist diese Entwicklung eine Folge der breiteren Anwendung des Biguanids bei älteren Patienten. Bei ihnen besteht häufig eine eingeschränkte Nierenfunktion.
In den vergangenen Jahren ist bei Metformin-Verordnungen ein besonders deutlicher Anstieg bei älteren Patienten festzustellen. Sie haben sich bei den Über-80-Jährigen zwischen 2005 und 2010 mehr als verdoppelt. Darüber informiert die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) in einem Newsletter.
Die Kommission räumt ein, dass ein erhöhtes Risiko für eine Laktazidose bei Anwendung von Metformin in einer Metaanalyse nicht bestätigt wurde. Allerdings seien betagte und hochbetagte Patienten in dieser Analyse unterrepräsentiert. Die Untersuchung erlaube daher keine validen Aussagen zum Risiko bei eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Patienten im hohen Lebensalter, so die AkdÄ.
Wegen einiger Vorteile wird Metformin als orales Antidiabetikum der ersten Wahl in der Behandlung des Typ-2-Diabetes empfohlen. Das Laktazidose-Risiko muss aber beachtet werden.
Foto: PZ/Nuß
Laut Fachinformation stellt eine Kreatinin-Clearance kleiner als 60 ml/min eine Kontraindikation für die Gabe von Metformin dar. Diese Einschränkung sei jedoch umstritten, da sich in Untersuchungen kein erhöhtes Laktazidose-Risiko trotz Nichtbeachtung von Kontraindikationen gezeigt hat. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Berichte über Metformin-assoziierte Laktazidosen in Deutschland will die AkdÄ aber keine Empfehlungen zur Anwendung des Antidiabetikums geben, die von den Fachinformationen abweichen.
Die Kommission rät, bei Behandlung mit Metformin anhand der Nierenfunktionswerte regelmäßig zu überprüfen, ob die Therapie weitergeführt werden kann. Besonders wichtig sei dies bei älteren und/oder multimorbiden Patienten. Bei normaler Nierenfunktion sollten die Werte mindestens einmal pro Jahr kontrolliert werden. Bei einer Nierenfunktion an der unteren Grenze des Normbereiches sowie bei älteren Patienten empfehle sich eine Kontrolle mindestens zwei- bis viermal jährlich.
Ferner empfiehlt die Arzneimittelkommission Folgendes: Patienten sollten Anweisung erhalten, bei akuten Erkrankungen, vor allem wenn diese mit einer Exsikkose oder gastrointestinalen Symptomen einhergehen, Metformin zunächst nicht weiter einzunehmen und ihren Arzt zu unterrichten. Kommt es unter Behandlung mit Metformin zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustands oder zu Symptomen wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Tachykardie, Hypotension, Tachypnoe oder Verwirrtheit, muss eine Laktazidose in die Differenzialdiagnose einbezogen werden. /