Choleraepidemie in Haiti unterschätzt |
22.03.2011 12:49 Uhr |
Von Christina Hohmann / Die Choleraepidemie in Haiti wird vermutlich schlimmer verlaufen als bislang prognostiziert. Die tatsächliche Zahl der Erkrankungen könnte einer neuen Berechnung zufolge doppelt so hoch ausfallen wie von der Weltgesundheitsorganisation angegeben.
Die WHO ging bislang davon aus, dass etwa 400 000 Menschen im Laufe der Epidemie erkranken werden. Forscher um Sanjay Basu von der University of California in San Francisco stellten nun eine neue Prognose auf, indem sie die Dynamik der Epidemie und Muster der Übertragungen mit in die Berechnung aufnahmen.
Ihrer Analyse zufolge könnten zwischen Anfang März und Ende November dieses Jahres etwa 779 000 Haitianer an Cholera erkranken und 11 100 von ihnen sterben. Dies berichten die Forscher im Fachjournal »The Lancet« (doi: 10.1016/S0140-6736(11)60273-0). Sie berechneten zudem den Effekt von drei verschiedenen präventiven Methoden. Eine ist die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser. Für jedes Prozent der Bevölkerung, das statt kontaminiertem sauberes Wasser erhält, sinkt die Zahl der Erkrankungen um 105 000 und die Zahl der Todesfälle um 1500. Das zweite ist die Schutzimpfung: Für jeweils 10 Prozent der Bevölkerung, die geimpft sind, erkranken etwa 63 000 Menschen und sterben 900 Menschen weniger. Dritte Maßnahme ist die Antibiotikagabe, die ebenfalls einen präventiven Effekt hat, weil sie die Übertragungsrate reduziert. Die Behandlung aller schwer Erkrankten und der Hälfte der mittelschwer Erkrankten könnte der Berechnung zufolge 9000 anderen Menschen die Erkrankung ersparen und 1300 Todesfälle verhindern. Um die Choleraepidemie in den Griff zu bekommen, ist vermutlich eine Kombination der drei Maßnahmen notwendig. /