Gute Gespräche sparen Zeit |
14.03.2018 09:34 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler, München / Aktiv zuhören, fragen, zurückspiegeln: Diese drei Schritte tragen dazu bei, dass die Kommunikation mit Patienten in emotional belastenden und existenziellen Situationen gelingt.
In der Praxis sieht das oft anders aus. »Äußert ein schwer kranker Mensch Sorgen und Angst, wird er meist sofort mit einer fachlichen Antwort erschlagen und das Wichtigste bleibt unerwähnt«, sagte Professor Dr. Matthias Volkenandt, München, beim BKK-Tag in München. Eine gute Kommunikation helfe jedoch, Diagnose, Krankheit und Therapie anzunehmen, und stärke die Therapieadhärenz.
Aktives Zuhören und Nachfragen sind wichtige Aspekte der Kommunikation.
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Das Argument, dass im medizinischen Alltag keine Zeit für solche Gespräche sei, ließ der Dermatologe und Theologe nicht gelten. »Gute Gespräche dauern nicht länger als schlechte, und oft sparen sie sogar Zeit.« Eine gelungene Kommunikation helfe den Patienten fachlich und emotional und sei ein Hauptgrund für deren Zufriedenheit – oft unabhängig vom Behandlungsergebnis. Die Kompetenz des Heilberuflers könnten Patienten oft nicht beurteilen, wohl aber seine Fähigkeit zum Gespräch. »Misslungene Kommunikation vergessen Patienten nie.«
Eine gute Gesprächsführung sei besonders wichtig für Menschen, die mit einer schlechten Nachricht konfrontiert werden und große Sorgen und Angst haben. Das gilt auch in der Palliativversorgung: Gerade wenn Medizin und Pharmazie »nichts mehr tun können«, brauche der Patient das Gespräch am dringendsten.
Zu den Grundlagen der kommunikativen Kompetenz gehören laut Volkenandt das aktive Zuhören, das mit Schweigen beginnt, und das empathische Fragen. Spricht der Patient seine Angst vor der Chemotherapie an, könne man ihn beispielsweise fragen, was er damit meint oder wovor er am meisten Angst hat. Damit signalisiere der Heilberufler oder Pflegende Empathie und Offenheit. Erst wenn der Patient sich verstanden fühlt, sei die Bahn frei für fachliche Erklärungen und Ratschläge, die als Frage formuliert sein sollten.
Volkenandt kritisierte, dass in Studium und Fortbildung kaum Kommunikationsfähigkeiten vermittelt werden. Es sei ein Irrtum zu glauben, dass diese Fertigkeiten automatisch mit der Berufserfahrung wachsen würden. Angesichts zunehmender Zeitknappheit müsse man der gelingenden Kommunikation mit Patienten größte Beachtung schenken. /