Starke Netze zum Schutz der Kinder |
04.03.2014 15:22 Uhr |
Von Nicole Schuster / Das Kindeswohl schützen, Gefährdungen vorbeugen und die Eltern stärken – das sind Ziele der sogenannten Frühen Hilfen. Mit bedarfsorientierter Unterstützung stehen sie Familien während der Schwangerschaft und bis zum vollendeten dritten Lebensjahr des Kindes zur Seite
Fälle von schwerer Kindesmisshandlung führten dazu, dass 2012 ein neues Bundeskinderschutzgesetz in Kraft trat. Das Gesetz soll über Prävention und frühe Intervention den Schutz von Kindern in Deutschland verbessern. Dabei sollen verschiedene Fachkräfte kooperieren, um Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken.
Die Frühen Hilfen wollen junge Eltern dabei unterstützen, ihren neuen Aufgaben gerecht zu werden.
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Die Frühen Hilfen leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Im Zentrum steht dabei die Vernetzung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe sowie des Gesundheitswesens und anderer sozialer Dienste. Eine große Herausforderung liegt darin, die betroffenen Familien möglichst frühzeitig zu erreichen. »Menschen in Not finden den Weg in Hilfesysteme alleine oft sehr spät oder gar nicht«, sagt Anja Jakobs, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, die im Gesundheitsamt Köln den Bereich Frühe Hilfen betreut. Hier kommt den Einrichtungen im Gesundheitswesen eine wichtige Rolle zu. »Niedergelassene Ärzte, Krankenhauspersonal oder Hebammen können frühzeitig auf unser Hilfsangebot aufmerksam machen«, erklärt Jakobs.
Gezielte Hilfe
Auf Wunsch der Eltern stellen die Fachkräfte einen Kontakt her. Mitarbeiter der Frühen Hilfen besuchen die Familien anschließend zu Hause und erörtern gemeinsam mit den Betroffenen, welche Unterstützung gebraucht wird. »Wichtig ist, dass sich die Hilfe am tatsächlichen Bedarf orientiert und die Menschen dort unterstützt werden, wo sie es brauchen«, sagt Mechthild Paul, Leiterin des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen in Köln.
Oft leiden Familien gleich unter mehreren Belastungen. Nicht selten kommen soziale und wirtschaftliche Probleme zusammen. Mangelnde Integration, psychische Erkrankungen oder ein fehlendes soziales Netz können Menschen ebenfalls an den Rand der Belastbarkeit bringen. Die Familien erhalten je nach Bedarf Unterstützung im Alltag, bei Erziehungsproblemen, Amtsgängen oder auf der Suche nach Integrationskursen und sozialem Anschluss. Die Frühen Hilfen koordinieren die Unterstützung dabei und vermitteln Kontakte. Bei bestimmten Problemen stellen sie den Eltern Familienhebammen zur Seite. »Anders als herkömmliche Hebammen betreuen diese eine Familie bei Bedarf im gesamten ersten Lebensjahr des Kindes«, erklärt Jakobs. »Oft entsteht hier ein besonders vertrauensvolles Verhältnis.«
Vertrauen und Miteinander sind wichtige Elemente beim Wirken der Frühen Hilfen. »Wir wollen die Eltern zum aktiven Mitarbeiten motivieren«, sagt Paul. Sie sollen sich als Partner fühlen und die Frühen Hilfen als Stütze wahrnehmen, die sie befähigt, allein für die Kinder zu sorgen. Um den Eltern zu helfen, ausreichend Sozial- und Erziehungskompetenz zu entwickeln, haben die Frühen Hilfen bis zum dritten Lebensjahr des Kindes Zeit. Danach endet das Angebot.
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen in Köln begleitet die kommunalen Einrichtungen der Frühen Hilfen wissenschaftlich. »Eine Vorstudie hat ergeben, dass es viele verschiedene hilfreiche Angebote vor Ort gibt. Was jedoch fehlt, ist deren Vernetzung. Zudem ist die Abdeckung nicht bundesweit gleich gut«, sagt Paul. Bis 2015 sollen die Angebote flächendeckend ausgebaut werden. Einen Bericht zur Zwischenauswertung wird das Nationale Zentrum Frühe Hilfen voraussichtlich Mitte 2014 veröffentlichen.
Finanzierung gesichert
Der Bund lässt sich das Programm einiges kosten. Aus einer eigens eingerichteten Bundesinitiative sollen 177 Millionen Euro bis 2015 fließen. Das Geld geht vor allem an die Kommunen, damit diese Versorgungslücken schließen können. »Auch danach ist die Finanzierung gesichert«, freut sich Paul. Denn ab 2015 werden jährlich weiterhin 51 Millionen Euro in einem dauerhaften Fonds zur Verfügung stehen. Der Auftrag der Bundesregierung ist damit klar: Starke Netze für Kinder und Eltern schaffen. Mit den Frühen Hilfen ist man da sicherlich auf einem guten Weg. /