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Fortbildung

Wissen richtig weitergeben

08.03.2011  16:12 Uhr

Von Conny Becker, Berlin / Apotheker sind in der Regel sehr engagiert in der Fortbildung. Doch wie gibt man neue Informationen effizient an Kollegen oder Patienten weiter? Einige praktische Tipps zur Präsentation von Fachwissen, sei es in der Teamsitzung, im Seminar mit Patienten oder vor Pflegeheimmitarbeitern.

Wer kennt das nicht: Man kommt von einer Fortbildung und will den Kollegen in der nächsten Kaffeepause von den Neuigkeiten berichten, da kommt der erste Kunde rein, dann der zweite und schließlich gibt man auf. Auch auf der Teamsitzung ist die Lage häufig nicht besser: Betriebsinterna haben Vorrang, es ist spät, und vor vielen zu reden, ist auch nicht jedermanns Sache. Frank Marks, Kommunikationstrainer aus Berlin mit Schwerpunkt Gesundheitswesen, nennt dies »Weitergabe von Gelerntem unter erschwerten Bedingungen« und verweist auf Strategien, die Erfolg versprechen.

Bei der Kommunikation, insbesondere bei der Präsentation neuer Fakten, laufen bei den Zuhörern Lernprozesse ab. Sie sollen die Informationen schließlich nicht nur hören, sondern auch verstehen und später weitergeben oder anwenden können. »Doch 80 Prozent von dem, was wir hören, bleibt auf der Strecke«, sagte Marks (siehe Abbildung). Gelernt wird nämlich nicht nur über das Hören, sondern auch visuell und vor allem kinästhetisch, das heißt über das Handeln. Daher ist zu empfehlen, bei einem Vortrag, und sei es nur ein kurzer Anwen­dungs­hinweis für den Patienten, möglichst multisensorisch zu arbeiten, also zum Beispiel einen Merkzettel zu schreiben oder den entsprechenden Abschnitt der Packungsbeilage zu besprechen.

 

Sollen vor allem praktische Fähigkeiten vermittelt werden (etwa die Handhabung eines Asthmain­halators), gilt laut Marks die Kombination verschiedener Lerntheo­rien in der Vier-Stufen-Methode als der Königsweg. Auf das Lernen durch Einsicht (dem Patienten wird der Vorgang erklärt) folgen das Lernen am Modell (der Vortragende führt die Anwendung vor), das Lernen durch Versuch und Irrtum (der Patient macht die Anwendung nach, bis sie funktioniert) sowie das Lernen durch Konditionierung (ein positives Feedback ermuntert zur Intensivierung des Erlernten). Am Schluss steht dann eine theoretische Einsicht, die durch Handlungskompetenz untermauert und im günstigsten Fall mit einem positiven Gefühl verbunden ist.

 

Theorie schmackhaft machen

 

Geht es primär um die Weitergabe von Wissensinhalten, heißt dies vor allem eines: didaktische Reduktion. »Der Mensch ist in der Lage, sich in 20 Sekunden sieben plus/minus zwei Informationen zu merken«, so der Kommunikationsexperte. Statt die Zuhörer mit möglichst vielen Details zu überhäufen, sollte man daher die Informationen filtern, und zwar am besten nach Gesichtspunkten, die für das jeweilige Gegenüber relevant sind. Diese Filter beziehungsweise den aktuellen Wissensstand gilt es, gegebenenfalls zu Beginn einer Präsentation zu erfragen, was eine Möglichkeit des Einstiegs darstellt. Alternativ kann der Referierende an ein aktuelles Ereignis anknüpfen oder beschreiben, wie er selbst zu dem Thema gekommen ist. In jedem Fall sollten die Zuhörer zunächst für den Vortrag interessiert werden.

Nach dieser Motivierung folgt in dem von Marks empfohlenen MODE-Z-Schema die Orientierung, das heißt, man stellt auf einer Metaebene eine kurze Gliederung vor, anhand derer sich die Zuhörer jederzeit in der Präsentation zurechtfinden. In einer Metasprache (»nun kommen wir zum Punkt Nebenwirkungen«) führt man so durch die eigentliche Darbietung des Themas. Dabei ist es ratsam, nach jedem Unterpunkt ein kurzes Resümee zu ziehen, da Wiederholungen das Speichern der neuen Informationen erleichtern. Marks empfahl auch, das Bedeutsame stets als bedeutend zu benennen, damit die wichtigsten Punkte nicht überhört werden. Schließlich unterstützen Beispiele und Bilder das Lernen, indem sie neben der analytisch-verbalen Hirnhälfte auch die bildhaft-synthetische aktivieren. Hier kann man mit äußeren Bildern auf Zetteln, Folien oder als Power-Point arbeiten, aber auch mit Analogien oder inneren Bildern.

»Ein Mensch kann sich nur ungefähr 20 Minuten auf einen Gegenstand konzen­trieren. Danach sinkt die Konzentra­tion unter die Aufmerksamkeits­schwelle«, so Marks. Bei längeren Vorträgen empfahl er daher, das sogenannte 231-Schema an­zuwenden und eine Spannungskurve zu bilden, wie etwa Steven Spielberg in seinen Filmen, aber auch viele Buchautoren. Dabei wird mit dem zweitwichtigsten Punkt 2 begonnen, dann folgen die Punkte 5, 4, 3 und am Schluss wird der zentrale Punkt 1 präsentiert (siehe Abbildung). Ratsam sei es auch, bei längeren Seminaren alle 20 Minuten die Präsentationsmethode beziehungsweise das Medium zu wechseln. So folgt beim MODE-Z-Schema nach der eher monologischen Darbietung eine Erarbeitungsphase, in der die Teilnehmer das Gehörte reproduzieren, anwenden oder reflektieren, bevor schließlich eine Zusammenfassung den Vortrag beendet. Mit der Erarbeitung ist die Chance am größten, das neue Wissen nicht nur im passiven Gedächtnis, sondern auch im aktiven Gedächtnis zu speichern, betonte Marks.

 

Das Abc der Vorbereitung

 

Damit eine Präsentation oder eine Schulung erfolgreich wird, muss man als Vortragender im Vorfeld die Ziele entsprechend des Wissensstands der Teilnehmer abstecken. Für die Vorbereitung des Vortrags riet Marks zunächst zu einem Brainstorming und dem Erstellen einer Mind-Map, in deren Mitte das zentrale Thema steht, von welchem verschiedene Hauptstränge abgehen, die wiederum diverse Unterpunkte aufweisen. Auf diese recht schnelle Art und Weise findet man häufig schon die nötige Gewichtung und Struktur des auszuarbeitenden Vortrags. Zu überlegen wäre es, den Vortragenden für die Vorbereitungszeit in der Apotheke freizustellen. »Pro wichtigem Punkt sollte man in seinem Vortrag sieben Minuten einplanen«, so Marks. Zehn Minuten in einer Teamsitzung reichten daher kaum aus, um Kollegen über ein Thema zu informieren.

 

Alternativ zu einem Vortrag kann man die Fortbildungsinhalte auch auf Postern oder Din-A4-Blättern zusammenstellen. Da die Apothekerkammern Power-Point-Vorträge der Referenten häufig verfügbar machen, kann man sich nach ihnen richten, und der Aufwand bleibt überschaubar. Um zu erreichen, dass mehr als die üblichen 10 Prozent des Gelesenen behalten werden, sollten Fragebögen für die Teilnehmer vorbereitet werden. Denn unter einer bestimmten Fragestellung begegnet man einem Text mit gesteigerter Aufmerksamkeit. In jedem Fall hat derjenige, der Ergebnisse aus Fortbildungen vor anderen präsentiert, trotz des Aufwands am meisten gewonnen. / 

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