Online Kunden binden |
22.02.2017 10:27 Uhr |
Von Daniel Rücker, München / Zu wenige Apotheken nutzen die Vorteile einer eigenen Homepage. Das sagte Joss Hertle, geschäftsführender Gesellschafter der xeomed, vergangene Woche beim Kooperationsgipfel des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK).
Öffentlichen Apotheken gehören in der Regel nicht zur Speerspitze der digitalen Revolution: Joss Hertle, Geschäftsführender Gesellschafter der Nürnberger Digitalagentur xeomed, hält dies für einen Fehler. Vielmehr sollten auch kleinere Unternehmen wie Apotheken die digitalen Möglichkeiten zur Kundengewinnung und für das Kundenbeziehungsmanagement nutzen, sagte er beim Kooperationsgipfel. Vor seinem Wechsel zu xeomed hatte der Digitalexperte fünf Jahre lang als Manager bei Google Deutschland gearbeitet.
Ob jemand eine bestimmte Apotheke besucht, hängt mitunter auch von deren Internet- auftritt ab.
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Es gebe eine Reihe von Strategien für die Vor-Ort-Apotheke, sich im Internet sichtbar zu machen, so Hertle. Mit besonderen Services und Kompetenzen ließen sich Kunden gewinnen. Auch der Hinweis auf die Region könne Erfolg bringen. Immerhin hätten 20 Prozent der Suchanfragen im Netz einen lokalen Bezug, Tendenz steigend. Hertle zufolge kann eine Apotheke online sichtbarer werden, wenn sie sich dort mit anderen Unternehmen vernetzt, etwa eine gemeinsame Plattform nutzt. Partner könnten Apotheken mit ähnlichem Schwerpunkt sein oder nahegelegene Unternehmen anderer Branchen.
Ein wichtiges digitales Werkzeug für die Apotheke ist laut Hertle ein System für das Kundenbindungsmanagement mit einer Schnittstelle zur Warenwirtschaft. Auch die mobile Kommunikation mit den Kunden über WhatsApp oder Facebook bringe viel, ebenso digitale Kundenkarten. Hertle ging allerdings nicht darauf ein, was Apotheken mit den Daten ihrer Kunden machen dürfen und was nicht. Juristen sehen hier Probleme, vor allem, wenn der Apotheker seine Kunden aktiv auffordert, etwa WhatsApp als Kommunikationsweg zu benutzen.
Arbeit der Apotheker
Unabhängig von ihrem Online-Auftritt ging es beim Kooperationsgipfel auch darum, wie gut die Teams öffentlicher Apotheken arbeiten. Der Pharmazeut und Gesundheitsexperte Professor Gerd Glaeske ist mit der Performance seiner Kollegen nicht zufrieden. »30 Prozent der Apotheker machen ihre Arbeit nicht gut«, sagte er. Bei fast allen Apothekentests falle ein Drittel der Apotheker durch, egal wie groß die Stichprobe sei. Glaeske zufolge sollten Apothekenmitarbeiter jedem Patienten mit der Abgabe des Medikaments mindestens eine Frage stellen. Außerdem sollten sie Fachliteratur lesen und sich im Team darüber austauschen, welche Arzneimittel aufgrund erwiesener Wirksamkeit abgeben werden sollen. /