Interdisziplinäre Kooperation stärken |
22.02.2010 12:51 Uhr |
Von Stefan Rack / Erstmalig trafen sich Studierende der Medizin, Pflege, Pharmazie, Psychologie und Public Health auf Einladung der Initiative zur Zusammenarbeit angehender Gesundheitsberufler (IZaG) zu einem gemeinschaftlichen Kongress. Ziel der Veranstaltung war es, den aktuellen Stand der multiprofessionellen Zusammenarbeit darzulegen und Vorschläge zur Verbesserung zu erarbeiten.
Im ersten Teil der Veranstaltung berichteten Vertreter der Professionen Psychologie, Medizin und Pharmazie über Kernkompetenzen ihres Fachgebiets und ihre persönlichen Erfahrungen beim multiprofessionellen Austausch. Zu Beginn informierte Dr. Sonja Lippke (Psychologie) über die Möglichkeiten der Gesundheitspsychologie in der Prävention von Erkrankungen. Raban Baumann (Medizin) stellte das Modell einer multiprofessionellen geriatrischen Station an der Uniklinik Jena vor. Für die Pharmazie informierte Dr. Jörg Brüggmann über die Bedeutung der Dosisindividualisierung im Klinikalltag. Alle Dozenten berichteten, dass die Zusammenarbeit nach anfänglichen Schwierigkeiten reibungsfrei und für alle Seiten zufriedenstellend läuft.
Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen haben gemeinsam überlegt, wie sie im Hinblick auf das Patientenwohl am gleichen Strang ziehen können.
Foto: picture-alliance
Im zweiten Teil war es an den Studierenden selbst, ihre Erfahrungen und Vorstellungen auszutauschen. Dabei wurde in erster Linie vermittelt, dass eine Zusammenarbeit von allen Seiten, auch über das aktuelle Maß hinaus, ausdrücklich erwünscht ist. Bei der Suche nach Problemen, welche die Kooperation verhindern, stellte sich aber zunehmend heraus, dass sie meist lediglich an persönlichen Differenzen scheitert. So berichten die Studenten von Stationen, auf denen die Zusammenarbeit reibungslos verläuft, wohingegen vergleichbare Stationen innerhalb derselben Klinik arge Probleme haben. So scheint es stark von der Motivation des Personals abzuhängen, wie man miteinander umgeht. Dies scheint jedoch auch durch die ausgeprägte Hierarchie innerhalb des Krankenhauses bedingt zu sein, so werden etwa Medizinstudierende vom Pflegepersonal mit mehr Erfahrung oft »untergebuttert«, was die Zusammenarbeit nachhaltig sicher nicht verbessert.
Doch auch das Pflegepersonal fühlt sich oft von den Ärzten, aber auch von den Apothekern, nicht ernst genommen. So berichtete ein Vertreter der Pflege, dass Anfragen an den Apotheker bei Fragen zur Verabreichung von Arzneimitteln, aber auch zur Erklärung der Therapie oft wenig konstruktiv bis abfällig beantwortet werden. Besonders die Pflege, der in der Regel die Applikation der verordneten Arzneimittel zufällt, würde eine vermehrte Einbindung von Apothekern sehr begrüßen.
Zudem fühlen sich die einzelnen Berufsgruppen nur geringfügig über die tatsächlichen Fähigkeiten und Kompetenzen der jeweils anderen Berufsgruppen informiert.
Dieser ersten Kontaktaufnahme sollen noch weitere Treffen der Berufsgruppen folgen, um die Überlegungen weiter voranzutreiben. Bis zum nächsten Treffen haben die Verbände es sich zur Aufgabe gemacht, Stärken und Schwächen ihrer Professionen zusammenzutragen, um anderen Berufgruppen einen besseren Überblick zu verschaffen. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Berliner Apothekerverein und der Sanacorp Großhandels GmbH. Weitere Infos finden sich unter www.izag.org /