Pharmazeutische Zeitung online
Erfahrungsbericht

Auf Entdeckungsreise in Serbien

22.02.2010  12:51 Uhr

Von Angela Gasse / Als ich mich für das SEP (Student Exchange Programm des BPhD) beworben habe, war Serbien nicht unter meinen Wunschländern. Und auch als ich das Angebot bekam, an einer serbischen Uni arbeiten zu können, war mein erster Gedanke eher ablehnend. Nach einiger Recherche und dem Lesen von Erfahrungsberichten änderte ich meine Meinung und ging für einen Monat an die Universität Nis.

Obwohl die medizinische Fakultät in Nis schon seit 1960 existiert, steckt die Pharmazie hier noch in den Kinderschuhen, da diese erst sehr viel später an die medizinische Fakultät angegliedert wurde. So gab es bis Juni 2008 lediglich 28 Absolventen im Studienfach Pharmazie. Wie kann man sich also das Pharmaziestudium dort vorstellen? Was die Fächer betrifft, so sind diese den Fächern an einer deutschen Universität relativ ähnlich. Im Grundstudium stehen zum Beispiel ebenso Vorlesungen und Übungen zu Analytik, anorganischer und organischer Chemie, physikalischer Chemie und Biologie wie auch zu Mathematik und Physik auf dem Stundenplan.

Allerdings zeigt sich ein großer Unterschied in der Stundenanzahl der praktischen Übungen. Steht ein Pharmaziestudent in Deutschland laut Approbationsordnung in den ersten vier Semestern für insgesamt 308 Stunden im Labor und beschäftigt sich mit qualitativer und quantitativer Analytik, so beläuft sich diese Stundenzahl an der pharmazeutischen Fakultät in Niš auf lediglich 120 Stunden in den ersten zwei Jahren des Studiums. Natürlich hängt das auch mit der Laborausstattung zusammen. Dass bei uns zum Beispiel der Umgang mit dem HPLC-Gerät während des Studiums als selbstverständlich gilt, kann man dort schon als Luxus ansehen. Doch all das sind Zahlen und Fakten, die nicht unbedingt negative Einflüsse auf das Ergebnis des Studiums ausüben. Im Gegenteil; die theoretische Ausbildung der Studenten, der Ehrgeiz sowie das Bemühen der Arbeitskreise, stets auf dem neusten Stand der Forschung zu arbeiten, um so international in Kooperation mit anderen Unis zu stehen, ist enorm.

 

Genau an diesem Punkt wurde mir auch die Bedeutung des SEP deutlich. Da wir, eine weitere Praktikantin und ich, die ersten Austauschstudenten an der Fakultät waren, betraten sowohl wir als Praktikanten, als auch die Professoren und Fakultätsmitarbeiter als Betreuer, Neuland. Und ich muss sagen, die Entdeckungsreise hat sich gelohnt.

 

Jeder Tag war voller Überraschungen und Erfahrungen. Angefangen von vielen interessanten Vorträgen zu Forschungsarbeiten, über lehrreiche Laborarbeit bis hin zum Beisitz in einer mündlichen Prüfung war alles dabei und die Bemühungen seitens der Professoren und Mitarbeiter war en großartig. Dass meine Wahl also schlussendlich auf Serbien gefallen ist, betrachte ich im Nachhinein als große Bereicherung.

 

Auch die kulturellen und sozialen Erfahrungen, die ich neben der Zeit an der Fakultät machen durfte, waren von Gastfreundschaft, Wärme und ehrlichem Inte-resse geprägt. Das Serbien, welches ich kennenlernen durfte, hat mit dem Bild, das ich vor meiner Anreise im Kopf hatte, wenig gemeinsam. Somit kann ich also nur jedem Pharmaziestudenten empfehlen, die Gelegenheit zu nutzen, und sich für ein Praktikum im Ausland zu bewerben. Und wenn nicht Serbien, dann vielleicht trotzdem ein Land, das auf der Liste möglicher Urlaubsländer nicht auf den oberen Plätzen steht. Nicht zu letzt auch, um Studenten anderer Länder die Möglichkeit zu bieten, an einem Austausch teilzuhaben. / 

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