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Kräfte bündeln

08.04.2008  17:26 Uhr

Kräfte bündeln

Die prognostizierten Umbrüche im deutschen Apothekenmarkt schüren die Unsicherheit in dem kleinen, aber unentbehrlichen Berufsstand der selbstständigen Pharmazeuten. Drei Viertel aller Apotheker sind nach Zahlen des Informationsdienstleisters IMS Health bereits Mitglied in (mindestens) einer Kooperation. Das Feld der inzwischen über 40 Kooperationen in Deutschland ist äußerst heterogen. Das Spektrum reicht von regionalen Netzwerken einiger Apotheker bis hin zu franchiseähnlichen Systemen, deren konformistischer Markenauftritt den Verdacht nahelegt, dass hier Ketten vorbereitet werden.

 

Nun hat ein Apotheker aus dem Münchner Raum einen Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) ins Leben gerufen. Er ist damit einer Konkurrenzgründung aus Saarbrücken zuvorgekommen. In beiden Fällen sind die Initiatoren Apotheker, die solchen Kooperationen eine politische Stimme verschaffen wollen, die die inhabergeführte und unabhängige Apotheke bewahren wollen.

 

Der BVDAK-Gründer Dr. Stefan Hartmann hat allerdings unter seinen zwölf Gründungsmitgliedern nur vier Kooperationen. Weiterhin sind Hersteller und Großhandel vertreten, Apothekensoftware-Anbieter, Steuerberater, eine Werbeagentur und ein Verlag.

 

Hartmann begründet diese Mixtur damit, dass alle mittelständischen Unternehmen zum Mitmachen eingeladen seien, die das Ziel unterstützen, die inhabergeführte Apotheke zu stärken. Überzeugend ist das nicht. Ein Interessenverband, der sich als politische Lobby versteht, braucht ein klares Profil, um sich in Berlin Gehör zu verschaffen.

 

Ob es klug war, einen Dachverband der Kooperationen zu gründen, wird die Zukunft zeigen. Der BVDAK will die Botschaft vermitteln, schlagkräftiger und flexibler zu sein als die vermeintlich schwerfälligen Standesvertretungen. Zwar erklärt der neue Bundesverband, keine Opposition zur ABDA zu sein. Zugleich behauptet Hartmann aber, dass immer mehr Apotheker das Gefühl beschleiche, sich nicht mehr nur auf Kammern und Verbände verlassen zu können. Hier äußert sich die Angst vieler Apotheker vor einer Liberalisierung des Apothekenmarktes und die Befürchtung, den Veränderungen mit den bisherigen Strategien nicht gewachsen zu sein. Die Sorgen sind nachvollziehbar. Trotzdem verdient die gerade in den vergangenen Jahren sehr erfolgreiche Arbeit der Standesvertretungen mehr Vertrauen. Und eines muss allen Pharmazeuten klar sein: Eine Zersplitterung der Verbandslandschaft ist das letzte, was die Apothekerschaft gebrauchen kann. Einigkeit macht stark. Wer dieselben Ziele verfolgt, sollte die Kräfte bündeln. Die dafür notwendigen Strukturen gibt es bereits.

 

Dr. Uta Grossmann

Ressortleitung Wirtschaft und Handel

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