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England

E-Zigarette auf Rezept?

14.02.2018  10:36 Uhr

Von Kerstin A. Gräfe /  Die staatliche Gesundheitsschutzhörde Public Health England (PHE) plädiert laut einem Bericht des britischen Nachrichtenmagazins BBC online dafür, dass Ärzte E-Zigaretten zulasten des National Health Service verschreiben dürfen sollen. Die Risiken der Produkte seien vernachlässigbar und das Potenzial zur Suchtbekämpfung groß, so die PHE.

 

Ihre Forderung stützt die Behörde auf einen eigenen Bericht aus dem Jahr 2015 (E-cigarettes: an evidence update), demzufolge in Großbritannien mindestens 20 000 Menschen jährlich mit dem Rauchen aufhören, wenn sie auf elektronische Zigaretten umsteigen. Die PHE regt zudem an, dass E-Zigaretten auch direkt in Krankenhäusern verkauft werden und dort in extra ausgewiesen Bereichen konsumiert werden können. Auch Arbeitgeber sollten entsprechende Räumlichkeiten, sogenannte Vaping-Areas, zur Verfügung stellen.

Zudem ergab der Report, dass E-Zigaretten 95 Prozent weniger schädlich als klassische Zigaretten seien. Auch für die Umstehenden soll das Risiko durch das »Dampfen« vernachlässigbar sein. Professor Dr. John Newton, Director for Health Improvement bei PHE, sieht ein großes Manko darin, dass die Bevölkerung über die geringen gesundheitlichen Risiken von E-Zigaretten nicht aufgeklärt sei. »Fast die Hälfte der Raucher hat vielleicht nie eine E-Zigarette probiert, weil sie diese für gefährlich halten. Dafür gibt es aber keine Evidenz«, so Newton auf BBC online.

 

Der Report zeige auch, dass Raucher zu wenig darüber wissen, welche Bestandteile von Zigaretten die gesundheitlichen Risiken bergen. »Wenn Leute klassische Zigaretten rauchen, inhalieren sie eine tödliche Mischung aus 7000 Bestandteilen«, sagte Ann McNeil, Hauptautorin des Reports und Professor für Tabakabhängigkeit am Kings College in London. Von 70 davon wisse man, dass sie Krebs verursachen. Diese kämen aber in E-Zigaretten entweder gar nicht oder in viel geringeren Mengen vor. Ein weiteres Ergebnis des Reports: E-Zigaretten animieren Jugendliche nicht zum Rauchen. Weniger als 1 Prozent der Jugendlichen, die vorher nicht geraucht haben, würden regelmäßig E-Zigaretten konsumieren.

 

In Deutschland hat man eine andere Sicht. Laut einer Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) kommen bei E-Zigaretten charakteristische krebserzeugende Verbrennungsprodukte und Substanzen aus dem Tabakrauch zwar nicht vor, dennoch handele es sich nicht um gesundheitlich unbedenkliche Produkte. E-Zigaretten sollten laut S3-Leitlinie »Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums« aus dem Jahr 2015 nicht zur Tabak­entwöhnung angeboten werden. /

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