Bluttest zeigt gute Ergebnisse |
06.02.2018 15:56 Uhr |
Von Judith Lorenz / Eine erhöhte β-Amyloid-Last im Gehirn ist der früheste Hinweis auf einen Morbus Alzheimer. Ein japanisch-australisches Forscherteam stellt im Fachjournal »Nature« nun einen Bluttest vor, der zuverlässig Aufschluss über die Ausdehnung der zerebralen Protein-Plaques gibt.
Bislang ist die Amyloid-Last im Gehirn nur über Positronen-Emissions-Tomografie (PET) oder anhand von Liquorproben zubestimmen. Dies könnte sich jedoch bald ändern, denn die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Akinori Nakamura vom National Center for Geriatrics and Gerontology in Obu, Japan, entwickelte einen Bluttest auf Amyloid-Biomarker.
Ein verlässlicher Bluttest auf Morbus Alzheimer würde die Rekrutierung von geeigneten Probanden für klinische Studien deutlich vereinfachen.
Foto: Fotolia/Picasa
Bei diesem werden verschiedene Amyloid-Moleküle mittels Antikörper gebunden (Immunpräzipitation) und anschließend mittels Massenspektrometrie mengenmäßig bestimmt. Hierüber können auch die Mengenverhältnisse von Amyloid Precursor Protein 669-711 zu Aβ1-42 und Aβ1-40 zu Aβ1-42 ermittelt werden, die neueren Erkenntnissen zufolge eine wichtige Bedeutung für die Pathogenese haben.
Die Zuverlässigkeit ihres Bluttests testeten die Forscher an zwei unabhängigen Studienkollektiven, einem japanischen mit 121 und einem australischen mit 252 Probanden. Beide Kohorten umfassten klinisch unauffällige Teilnehmer, Individuen mit leichten kognitiven Einschränkungen sowie Patienten mit manifester Alzheimerdemenz. Die zerebrale Amyloid-Last der Studienteilnehmer wurde mittels PET objektiviert, von einigen Probanden lagen zudem Liquorbefunde vor. Den Forschern gelang es, mithilfe der Plasma-Biomarker – getestet wurden die beiden genannten Quotienten sowie ein kombinierter Score – Personen mit ausgedehnten Amyloid-Plaques zu identifizieren. Auch die individuelle PET-Amyloid-Last der einzelnen Probanden ließ sich anhand der Blutwerte sehr genau vorhersagen. Ferner korrelierten die Aβ-Spiegel im Plasma signifikant mit den in der Liquorflüssigkeit gemessenen Werten.
Auswahl von Studienprobanden
Sollten sich diese Studienergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen, so die Forscher, stünde ein minimal invasives und kostengünstiges Verfahren zur frühen Alzheimerdiagnostik zur Verfügung. Dieser Bluttest könnte helfen, geeignete Probanden für klinische Studien mit krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen zu identifizieren. Patienten in einem präklinischen oder prodromalen Erkrankungsstadium – vor Eintritt irreversibler Hirnschäden – stellen diesbezüglich das ideale Studienkollektiv dar. Auch für den klinischen Alltag versprechen sich Nakamura und Kollegen einen Nutzen: Als Screeninginstrument, bei differenzialdiagnostischen Schwierigkeiten und zur Festlegung des therapeutischen Vorgehens sowie möglicherweise als Monitoring-Parameter könnte der Bluttest hilfreich sein. Vor dem routinemäßigen Einsatz der Methode, so ihr Fazit, müssen allerdings die Technologie standardisiert und die diagnostische Effektivität der Biomarker umfangreich validiert werden. /