Nicht jede Allergie ist auch eine |
08.02.2017 09:39 Uhr |
Von Daniela Hüttemann / Nur 10 Prozent der Patienten mit mutmaßlicher Penicillin-Allergie vertragen diese wichtige Antibiotika-Klasse tatsächlich nicht.
Das ergab eine Auswertung von US-Forschern der UT Southwestern Medical School in Dallas. Sie hatten Versuchsteilnehmer mit Hinweisen auf eine Penicillin-Allergie in der Krankenakte einem Provokationstest unterzogen – neun von zehn Probanden zeigten keine Reaktion.
Für dieses Ergebnis sind verschiedene Erklärungen denkbar. Zum einen können sich Allergien mit der Zeit auswachsen. Zum anderen kann ursprünglich nicht das Medikament, sondern die Infektion, wegen der Penicillin gegeben wurde, die Hautreaktion ausgelöst haben. Möglich ist auch, dass Patienten zwar eine Hautreaktion auf das Medikament (Arzneimittelexanthem) gezeigt hatten, jedoch ohne allergischen Mechanismus.
»Penicilline gehören zu den sichersten und günstigsten Antibiotika«, sagt Professor Dr. Min Lee, Kinderärztin und Allergologin in einer Pressemitteilung der Universität. Patienten mit mutmaßlicher Penicillin-Allergie erhielten oft teurere und nebenwirkungsträchtigere Antibiotika. Als Alternativen kämen dann häufig Breitspektrum-Antibiotika zum Einsatz mit Folgen wie MRSA- oder Clostridien- Infektionen. Ein entsprechendes Verschreibungsverhalten könnte sich auch auf die Resistenzentwicklung auswirken.
Um das zu vermeiden, empfiehlt Lee Menschen mit vermuteter Penicillin-Allergie, sich testen zu lassen. Ein guter Zeitpunkt sei im jugendlichen Alter, wenn die Patienten aus der Pädiatrie in die reguläre Betreuung wechseln, so die Kinderärztin. /