Gute Beratung, langweilige Testkäufe |
09.02.2010 17:37 Uhr |
Von Sven Siebenand, Davos / Zum 40. Mal findet die Fortbildungswoche der Bundesapothekerkammer (BAK) in Davos statt. BAK-Präsidentin Erika Fink informierte über das Verbot von Pick-up-Stellen und über Testkaufaktionen. Sie verriet auch, worauf es Patienten am meisten ankommt.
»Der Gesetzgeber hat in den vergangenen Jahren den Apotheker als Heilberufler konsequent gestärkt«, sagte Fink zu Beginn ihrer Eröffnungsrede. Mit dem Urteil am 19. Mai 2009 zum Fremd- und Mehrbesitzverbot habe der Europäische Gerichtshof diese Position eindrucksvoll bestätigt, und auch die neue Bundesregierung habe sich in ihrem Koalitionsvertrag eindeutig positioniert. »Es geht um Patientensicherheit. Daher soll die Verantwortung beim einzelnen Apotheker liegen, nicht bei anonymen Großketten.«
BAK-Präsidentin Erika Fink: Je besser wir beraten, desto uninteressanter sind wir für die Initiatoren von Testkäufen.
Foto: PZ/Münger
Im Gesundheitswesen müsse es auch Grenzen für den Wettbewerb geben. Schließlich gebe es »einen Unterschied zwischen Arznei und Brötchen«, zitierte Fink den neuen Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP). Eine Aussage, »die uns freut, aber auch zeigt, was von uns erwartet wird«, so die Apothekerin aus Frankfurt am Main. Arzneimittel seien Waren besonderer Art, die es rechtfertigen, dass ihre Abgabe nur Personen vorbehalten ist, die entsprechende Garantien für den Umgang mit ihnen und die notwendigen Informationen für den Verbraucher geben. »Und diese müssen wir täglich in jeder Apotheke nicht nur wahrnehmen, sondern auch für die Patienten erlebbar machen«, betonte Fink. Sie warnte davor, sich nach dem EuGH-Urteil in trügerischer Sicherheit zu wähnen. »Unsere Gegner werden sich nicht zur Ruhe setzen.«
Pick-up und Versand überflüssig
Einer Infas-Umfrage zufolge sind Apothekenkunden zwei Dinge besonders wichtig: die wohnortnahe Versorgung und die gute Beratung. Zum ersten Punkt sagte Fink: »Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass die 21 500 Apotheken in Deutschland die flächendeckende Versorgung sicherstellen.« Das Apothekenrecht habe ein ausreichend großes Instrumentarium, um dies zu gewährleisten. Als Beispiele nannte Fink neben Apotheken und Filialapotheken die Möglichkeit, Zweigapotheken oder als Ultima Ratio Notapotheken einzurichten. Die berufsständische Selbstverwaltung habe bislang immer die flächendeckende wohnortnahe Versorgung gewährleistet. Es gebe daher keinen rationalen Grund für den Versandhandel mit Arzneimitteln beziehungsweise für Pick-up-Stellen, zum Beispiel in Drogeriemärkten.
Auch das Experiment »Apo-Tank«, also eine Pick-up-Stelle an der Tankstelle, habe es schon gegeben. Inzwischen haben Fink zufolge auch viele Politiker die Problematik der Pick-up-Stellen erkannt und sehen Handlungsbedarf. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sei daher auch festgehalten, die Auswüchse des Versandhandels zu bekämpfen, indem die Abgabe von Arzneimitteln über Pick-up-Stellen verboten wird. Fink zufolge werden die Politiker dieses Thema auch zeitnah, vermutlich innerhalb der kommenden sechs Monate, in Angriff nehmen.
Weiterhin Testkäufe
Neben der Wohnortnähe ist laut Infas eine gute Beratung das Zweitwichtigste, was von den Apothekern erwartet wird. Patienten können jedoch häufig nur subjektiv beurteilen, ob eine Beratung gut war oder nicht. Freundlichkeit, Empathie und »das Gespräch an sich« sind Punkte, anhand derer der Patient die Qualität der Beratung misst. »Das ist gut, reicht aber nicht aus«, sagte Fink. »Auch die fachlichen und auf die Situation des Patienten zugeschnittenen Informationen müssen von uns einwandfrei erbracht werden.« Solange sie mit schlechten Ergebnissen Schlagzeilen machen können, werden Stiftung Warentest und Co. nicht auf Testkäufe in Apotheken verzichten, so Fink. »Je besser wir beraten, desto uninteressanter sind wir für die Initiatoren von Testkäufen. Daran sollten und müssen wir arbeiten.« Um möglichst viele Kollegen für die Information und Beratung zu sensibilisieren, werden der BAK-Präsidentin zufolge die Apothekerkammern weiterhin Beratung in den Apotheken testen lassen.
Was unterscheidet den Laien vom Apotheker? Fink gab die Antwort: Das Wissen über das Arzneimittel, dessen richtige Anwendung und Dosierung, mögliche Wechselwirkungen und Kontraindikationen. Dies müsse jeder Apotheker seinen Patienten jederzeit vermitteln. »Davon hängt die Zukunft unseres Berufsstandes ab«, betonte die BAK-Präsidentin. /