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Curcuma

Auf die Galenik kommt es an

30.01.2018  15:35 Uhr

Von Caroline Wendt, Köln / Curcumin ist der pharmakologisch wirksame Bestandteil von Curcuma und ein Multitarget-Wirkstoff – wenn er sein Ziel im Körper erreicht. Aufgrund seiner geringen Bioverfügbarkeit sind spezielle technologische Formulierungen nötig, um eine nachweisbare Wirkung zu erzielen.

»Curcumin beeinflusst zahlreiche Zielstrukturen«, sagte Professor Dr. Karen Nieber bei einem Symposium der ­Kooperation Phytopharmaka in Köln. Verschiedene In-vitro- und In-vivo-Studien hätten gezeigt, dass Curcumin ­unter anderem an proinflammatorischen Zytokinen, Wachstumsfaktoren und Rezeptoren zu Genexpression ­wirke. 

 

Daraus seien unter anderem anti­kanzerogene, knorpelprotektive, antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen ableitbar. Sehr interessant sei auch ein möglicher Einsatz bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, ­erklärte Nieber. Studien ließen erkennen, dass Curcumin eine hemmende Wirkung auf die durch β-Amyloid ausgelöste Fibrillenaggregation habe sowie die β-Sekretase und die Acetylcholinesterase in Nerven­zellen inhibiere.

 

Entscheidend sei jedoch, wie Curcumin in klinischen Studien wirke, betonte die emeritierte Professorin der Universität Leipzig. In Datenbanken seien mehr als 100 Studien zu finden. Davon seien jedoch viele nicht abgeschlossen oder die Ergebnisse nicht veröffentlicht. »Wir haben hier eine sehr schlechte Evidenzlage«, sagte Nieber. Das hänge unter anderem mit verschiedenen Studiendesigns, unterschiedlichen Dosierungen und variablen Patientenzahlen ­zusammen. Außerdem erfordere die geringe Bioverfügbarkeit eine spezielle technologische Formulierung: Curcumin ist sehr schlecht wasserlöslich, wird schlecht resorbiert und schnell verstoffwechselt. Zudem sei die Metabolisierung stark pH- und konzentra­tionsabhängig, so die Pharmakologin.

 

In den vergangenen Jahren habe es verschiedene Ansätze gegeben, um die Resorption von Curcumin zu verbessern, so Nieber. So führe zum Beispiel eine Fettemulsion mit Curcumin-Nanopartikeln zu einer im Vergleich zum unbehandelten Wirkstoff vierfach höheren Bioverfügbarkeit. Curcumin gelöst in ätherischem Öl aus der Curcuma-Pflanze erhöhe die Bioverfügbarkeit sogar um das Siebenfache. Die derzeit besten Ergebnisse seien jedoch mit der Mizellen-Technologie zu erzielen: Curcumin-Partikel mit Polysorbat 80 zu umhüllen, führe zu einer 185-fach höheren Bioverfügbarkeit. »Das ist ein technologischer Erfolg«, betonte Nieber. Die Mizellen-Technologie findet bereits in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln Anwendung, zum Beispiel in Curcusol®, Curcuflex®, Arcumin Plus® und Curcumin-Loges®.

 

Antioxidativ und antiphlogistisch

 

Im Fokus klinischer Studien zu Curcumin-Mizellen-Präparaten stehen die antioxidative und die antiphlogistische Wirkung. Durch die entzündungshemmende Wirkung sei bei Arthrose mittelfristig sogar eine Schmerzreduktion möglich, sagte die Referentin. So habe eine randomisierte Studie mit 367 Kniearthrose-Patienten gezeigt, dass Curcumin Schmerzen und Steifigkeit im gleichen Maße senkte wie Ibuprofen. »Eine weitere Studie mit 820 Arthrose-Patienten zeigte, dass die Einnahme von Curcumin als Add-on die Schmerzmitteleinnahme reduzierte«, berichtete Nieber.

 

Auch bei der Therapie von Colitis ulce­rosa sei Curcumin eine sinnvolle ­Ergänzung. Eine doppelt verblindete, randomisierte Studie mit 50 Patienten untersuchte die Ansprechrate der Probanden auf Mesalazin bei gleichzeitiger Einnahme von Curcumin oder Placebo. Bei Curcumin als Add-on war die Ansprechrate um etwa 50 Prozent ­höher als bei der zusätzlichen Einnahme eines Placebos. »Nach vier Wochen waren zudem mehr als 50 Prozent der ­Patienten aus der Curcumin-Gruppe beschwerdefrei«, informierte die Referentin. In der Placebo-Gruppe lag die Remissionsrate hingegen bei 0 Prozent. Aufgrund guter Studienergebnisse sei Curcumin inzwischen als komplementäre Behandlungsmethode Bestandteil der Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa« der Deutschen ­Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, so Nieber.

 

Um Curcumin auch bei anderen Indi­kationen erfolgreich einsetzen zu können, seien weitere Studien nötig. Ihrer Meinung nach sind die biooptimierten Formulierungen der richtige Weg, um das Potenzial der Heilpflanze Curcuma zu nutzen. /

Die gelbe Wurzel

Curcuma stammt aus dem asiatischen Raum und gehört zur Familie Zingiberaceae (Ingwergewächse). Genutzt wird der getrocknete Wurzel­stock von Curcuma longa (Gelbwurz) und Curcuma xanthorrhiza (Javanische Gelbwurz). Der wichtigste Inhaltsstoff ist Curcumin, ein Polyphenol. Beide Arten sind sowohl in einer Monographie der ­Kommission E als auch in einer Mono­graphie des Ausschusses für pflanzliche Arzneimittel der Europä­ischen Arzneimittelagentur zur traditionellen Behandlung von Verdauungsbeschwerden beschrieben.

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