Breites Spektrum an Möglichkeiten |
28.01.2013 12:44 Uhr |
Von Sabine Viefhues, Düsseldorf / Im Januar veranstalteten die Apothekerkammer Nordrhein und die Regionalgruppe Rheinland der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) ihr zehntes Forum Beruf. Etwa 100 Pharmaziestudierende informierten sich in der Universität Düsseldorf über die beruflichen Möglichkeiten in und außerhalb der öffentlichen Apotheke.
Professor Dr. Stephanie Läer, Leiterin des Instituts für Klinische Pharmazie und Pharmakotherapie der Universität Düsseldorf, eröffnete und moderierte die einführenden Kurzvorträge. Das Haupttätigkeitsfeld öffentliche Apotheke wurde aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln vorgestellt:
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Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, vertrat die berufspolitische, zukunftsorientierte Perspektive. In einer immer älter werdenden Gesellschaft, so Engelen, würden Polypharmazie und arzneimittelbezogene Probleme weiter zunehmen. Dementsprechend habe die nordrhein-westfälische Landesgesundheitskonferenz im November 2012 ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit geschnürt. Dabei steht die Intensivierung der patientenorientierten Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und Pflegeberufen im Mittelpunkt. Die Antworten der Kammer auf die Erwartungen der Politik spiegeln sich in Projekten wie dem kürzlich gestarteten Athina-Projekt zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken, einer Studie zum Aufbau von Arzneimittelrisikomanagementsystemen in Heimen und der interdisziplinären Pharm-CHF-Studie zur Verbesserung von Therapietreue und Therapiesicherheit bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz wider.
Inhaber oder Angestellter
Bernd Dewald, Inhaber einer Apotheke in Emmerich, nahm die Perspektive des selbstständigen Apothekenleiters ein. Er machte deutlich, dass über die wichtige Frage nach einer soliden wirtschaftlichen Basis einer Apotheke hinaus weitere Kriterien in die Entscheidung miteinfließen sollten, ob und mit welcher Apotheke man sich selbstständig macht. Dewald brach eine Lanze für die Landapotheke, die zwar vom kulturellen Umfeld her meist weniger attraktiv sei, aber durch einen höheren Stammkundenanteil meist pharmazeutisch mehr bieten könne und oft auch weniger lange Öffnungszeiten habe.
Wolfgang Pfeil ist angestellter Apotheker in Bonn und Mitglied im Vorstand der Apothekerkammer Nordrhein. Als angestellter Apotheker habe man im Vergleich zum Leiter oft mehr Zeit für die pharmazeutische Beratung, die neben fundiertem, breit angelegtem Fachwissen Kommunikationsgeschick und das richtige Gespür für jeden einzelnen Patienten erfordert. Dabei kommt es darauf an, das komplexe Fachwissen in eine laienverständliche Sprache zu übersetzen und die für den einzelnen Patienten individuell wichtigen Aspekte herauszufiltern. Zu den Vorteilen einer Angestelltentätigkeit gehört, dass sie gut mit familiären Verpflichtungen, Vortrags- oder journalistischen Aktivitäten oder einem berufspolitischen Engagement kombinierbar ist. Die Option Filialleitung setze zusätzlich Führungseigenschaften und die Bereitschaft, unternehmerische Verantwortung mitzutragen, voraus.
Als Krankenhausapothekerin ist Nicole Hohn vielfältig pharmazeutisch gefordert, zum Beispiel bei Arzneimittelausgabe und -information, Zytostatika, Sterilherstellung, Pharmakovigilanz oder auf Station. Der direkte Kontakt zum Patienten sei naturgemäß deutlich geringer als in der öffentlichen Apotheke. Dafür ist man kompetenter Ansprechpartner für Ärzte und Pflegepersonal, zum Beispiel in Fragen zur richtigen Arzneimittelanwendung und -zubereitung sowie zur Herstellung von Individualrezepturen. Als Stationsapotheker nimmt man als Mitglied im therapeutischen Team an ärztlichen Visiten teil, ist für die Arzneimittelanamnese zuständig und berät zur Arzneimitteltherapiesicherheit. Auch in die Begleitung klinischer Studien sind Krankenhausapotheker eingebunden.
Arbeitsplatz Industrie
Dr. Hans-Jürgen Hamann, Bayer Animal Health GmbH, gab einen Überblick über die Möglichkeiten in der pharmazeutischen Industrie. Der Entwicklungsprozess eines Arzneimittels sei so komplex, dass praktisch alle Disziplinen, die es in der öffentlichen Apotheke gibt, auch in der pharmazeutischen Industrie vorkommen, allerdings in sehr viel größerem Maßstab. Als naturwissenschaftliche Generalisten haben Apotheker unter anderem gute Chancen in koordinierenden Positionen wie Arzneimittelzulassung oder Projektmanagement. Darüber hinaus sind Apotheker in der pharmazeutischen Industrie häufig in Bereichen wie galenische Entwicklung, Herstellung und Qualitätssicherung tätig.
Dr. Holger Neye, Leiter der Pharmakotherapieberatung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, erläuterte die Aufgaben dieser Institution, die rund 17 000 Vertragsärzte in Nordrhein vertritt. Zu den Aufgaben eines Apothekers bei einer KV gehören die Pharmakotherapieberatung, die Information der Vertragsärzte über gesetzliche Änderungen, Änderungen in den Leitlinien und Therapiehinweisen sowie die Vorbereitung der Verhandlungen mit den Krankenkassen.
Dr. Valerie Strassmann, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn, gab einen Überblick über die Behörden, bei denen Apotheker pharmazeutisch tätig werden können. Dabei variiere das Tätigkeitsprofil von Stelle zu Stelle und könne teils spezifische Anforderungen, zum Beispiel in Pharmakologie, Analytik, Epidemiologie oder Gesundheitsökonomie, stellen. Die Arbeitszeiten seien meist flexibel, auch Teilzeit und gegebenenfalls Home-Office-Arbeitsplätze seien möglich. Strassmann ermutigte die Studierenden, bei Interesse über ein Pharmaziepraktikum Einblicke in eine Behördentätigkeit zu gewinnen.
Als Apotheker bei der Bundeswehr
Oberfeldapotheker Thomas Bertelmann berichtete, dass die Bundeswehr über ein eigenes Gesundheitssystem verfügt, zu dem unter anderem fünf Bundeswehrkrankenhäuser gehören. Der Frauenanteil der Apotheker bei der Bundeswehr liege bei 30 Prozent, Tendenz steigend. Die Aufgabenstellung eines Apothekers bei der Bundeswehr sei mit der eines zivilen Apothekers in Offizin und Krankenhaus vergleichbar. Hinzu kämen unter anderem lebensmittelchemische Überwachungsaufgaben, zum Beispiel in Bezug auf die Trinkwasserqualität.
Abschließend referierten Professor Dr. Thomas Kurz, Universität Düsseldorf, und sein Doktorand Lukas Spanier über die Chancen in der Wissenschaft. Eine Promotion dauere etwa vier Jahre, berichtete Spanier. Zu den Voraussetzungen, die man als Doktorand mitbringen sollte, gehören ein besonderes wissenschaftliches Interesse, hohe Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und eine gute Selbstorganisation. Kurz erläuterte die Möglichkeiten für eine wissenschaftliche Karriere im Anschluss an eine Promotion. Bei einer Bewerbung um eine W2- oder W3-Professur seien innovative Forschungsgebiete, Zahl und Qualität von Publikationen und Vorträgen im In- und Ausland, Drittmittelprojekte sowie Erfahrungen in der Lehre ausschlaggebend.
Im Anschluss an die Vorträge nutzten die Studierenden die Gelegenheit, individuelle Fragen an die Referenten und weitere Ansprechpartner aus der pharmazeutischen Industrie zu stellen. /