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Angst vor Perikarditis und Panzerherz

01.02.2010  14:01 Uhr

Entzündungen des Herzbeutels heilen meistens aus. Gefürchtet ist aber ein Erguss bis hin zur Tamponade. Was hat es damit und mit den sogenannten Panzerherzen auf sich?

Der Herzbeutel (Perikard) umgibt als Schutz- und Gleithülle das Herz. Eine Perikarditis ist eine Entzündung dieses bindegewebigen Sackes. Sie kann unterschiedliche Ursachen haben. Vielfach handelt es sich um eine virale Perikarditis, die meistens durch Coxsackie-Viren hervorgerufen wird. Aber auch andere Ursachen, etwa Bakterien, Mykobakterien oder Tumoren, können die Entzündungsreaktion auslösen. Die Symptome sind nicht spezifisch: Fieber, Schwäche, verringerte Belastbarkeit und Herzschmerzen. Typisch ist, dass die Beschwerden im Liegen, beim Bewegen und beim tiefen Atmen zunehmen und beim Vorbeugen des Oberkörpers vielfach nachlassen. Zudem berichten die Patienten anfangs über ein unangenehmes Reibegefühl am Herzen.

 

Bildet sich im Herzbeutel ein Erguss (mehrere 100 ml bis maximal 1,5 bis 2 l sind möglich), so lassen die Schmerzen nach. Stattdessen behindert der Erguss das Erschlaffen des Myokards in der Diastole und damit den Bluteinstrom. Das Blut staut sich vor dem Herzen. Typische Anzeichen sind zum Beispiel dicke Halsvenen, Beinödeme und eine vergrößerte Leber. Ein Herzbeutelerguss gipfelt schlimmstenfalls in einer Herzbeuteltamponade, bei der die Ergussmengen so groß sind, dass das Herz den Blutkreislauf nicht mehr aufrechterhalten kann. Es kommt zum Blutdruckabfall und einem schockähnlichen Zustand: ein lebensbedrohlicher Notfall. In diesem Fall muss möglichst schnell eine entlastende Perikardpunktion erfolgen.

 

Die medikamentöse Therapie einer Perikarditis richtet sich nach der Ursache. Häufig kommen Analgetika und Antiphlogistika (NSAR und Glucocorticoide) zum Einsatz. Diuretika und ACE-Hemmer bessern die Herzinsuffizienz. Bei einer bakteriellen Ursache verordnen Ärzte zudem Antibiotika. Innerhalb weniger Wochen heilt eine Herzbeutelentzündung in der Regel wieder aus.

 

Neben der Tamponade ist das sogenannte Panzerherz (Perikarditis constrictiva) die am meisten gefürchtete Komplikation einer chronischen Herzbeutelentzündung. Dabei bildet sich vermehrt hartes Bindegewebe, mitunter kommt es zu einer Verkalkung des Herzbeutels. Dieser ist dann nicht mehr dehnbar, was die Füllung der Herzkammern mit Blut beeinträchtigt. Das Herz wird sozusagen von einer Kalkschale wie in einem Panzer eingeschlossen. Daher die Bezeichnung Panzerherz. Typisch sind die Anzeichen einer chronischen Rechtsherzinsuffizienz, also Ödeme, vergrößerte Leber, Halsvenenstauung und Kurzatmigkeit.

 

Ein Panzerherz muss aus dem vernarbten Perikard wieder befreit werden. Dies geschieht chirurgisch mit einer Perikardektomie, der »Panzerknacker-OP«.

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