Da tut sich was |
24.01.2018 10:27 Uhr |
Die Therapiemöglichkeiten der Multiplen Sklerose (MS) haben sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich verbessert. Und dieser Trend hält an. Darauf wies Professor Dr. Gerd Bendas von der Universität Bonn hin.
Der Apotheker berichtete, dass erst vor wenigen Tagen der erste Arzneistoff mit Wirkung und Anwendung bei der primär progredienten Erkrankungsform der MS zugelassen wurde: Ocrelizumab (Ocrevus®), ein humanisierter CD20-Antikörper. Bendas sprach von einer überzeugenden und signifikanten Wirksamkeit des Neulings.
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Wie der Referent deutlich machte, gibt es weitere Antikörper, die eines Tages folgen könnten. So sei Ofatumumab ebenfalls ein gegen CD20 gerichteter Antikörper, der sich in Phase-III-Studien befindet. Opicinumab sei in einer Phase-II-Studie moderat erfolgreich gewesen. Der Antikörper richtet sich gegen das Oberflächenglykoprotein LINGO-1, das die Myelinisierung hemmt.
Pipeline gut gefüllt
Daneben befinden sich auch oral verfügbare Wirkstoffkandidaten in der Pipeline. Siponimod, Ponesimod und Ozanimod wirken zum Beispiel wie das seit Jahren verfügbare Fingolimod als Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Agonisten. Wie Bendas informierte, befindet sich mit Masitinib auch ein Tyrosinkinasehemmer, der auf Mastzellen und Makrophagen wirkt, in Phase III der klinischen Prüfung bei verschiedenen Verlaufsformen der MS. Last but not least informierte Bendas, dass auch altbekannte Wirkstoffe aus anderen Indikationen bei MS untersucht werden, etwa der Lipidsenker Simvastatin. «Die Fachgesellschaften sind aber skeptisch, ob das Statin tatsächlich bei MS hilft, und warnen vor Eigenversuchen.» Auch werde diskutiert, ob Clemastin einen Nutzen bei MS hat. Postuliert werde die Stimulation der Remyelinisierung von Nervenbahnen durch das Antihistaminikum.
Der vollständige Vortrag findet sich in der PZ 03/2018 »Multiple Sklerose: Therapie, die an die Nerven geht«.