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Motivation gefragt

24.01.2018  10:02 Uhr

Motivation gefragt

Wissenswertes zum Zusammenspiel zwischen Gehirn, Nerven und Körper bot der Winter-Pharmacon in Schladming, der den neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen gewidmet war. Rund 700 Apotheker, ­Pharmazeuten im Praktikum und Pharmaziestudenten nutzten die Woche zu gemeinsamer Fortbildung und zum Austausch.

 

Deutlich wurde in den Vorträgen und Seminaren immer wieder, wie wichtig Apotheker in der Beratung und Begleitung neurologisch und psychiatrisch kranker Menschen sind. Es ist ihre Stärke, Sorgen und Ängste der Patienten zu erkennen und einzuordnen. Sie können gemeinsam nach Lösungen suchen, aufklären und vor allem motivieren.

 

Denn Psychopharmaka sind bei den meisten Patienten nicht beliebt. Sie machen müde und trocknen den Mund aus, können Übelkeit auslösen und das Gewicht drastisch ansteigen lassen. Zudem ist die Therapie ­komplex und schwierig in den Alltag zu integrieren. Nicht wenige Patienten setzen daher Antidepressiva oder Antipsychotika stillschweigend ab oder reduzieren die Dosis. Ungenügendes Ansprechen, vermeintliche ­Therapieresistenz und Aufflammen der psychiatrischen Erkrankung sind die ­Folgen. Nicht selten auch ein (erneuter) Aufenthalt in einer Klinik – mit gravierenden Einschnitten in Berufs- und Privatleben.

 

Motivation ist auch in anderer Hinsicht gefragt. Denn wiederum ­manche Psychopharmaka erfreuen sich großer Beliebtheit, denkt man an Benzo­diazepine und Z-Substanzen gegen Schlafstörungen. Laut des Referenten Professor Dr. Hans Förstl von der TU München ist es fast schon zu spät, wenn Insomnie-­Patienten ihr Medikament aktiv einfordern. Nach vier- bis sechswöchiger Einnahme entwickeln etwa 40 Prozent der Patienten eine Abhängigkeit. 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig von den Schlafhelfern. Der Entzug ist mühsam, aber lohnend.

 

Zu viel oder zu wenig: In beiden Fällen sind Apotheker gefordert. »Sie sind gute Therapeuten, weil Sie überzeugt sind von Ihrer Arbeit und den Präparaten«, bescheinigte der Psychiater den Apothekern.

 

Brigitte M. Gensthaler 

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