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Adipozyten

Fettschicht schützt vor Keimen

14.01.2015  10:26 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Unterhaut­fettgewebe schützt nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Infektionen. Einer Untersuchung an Mäusen zufolge sind die Adipozyten der Haut an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt, indem sie große Mengen antimikrobieller Peptide (AMP) freisetzen. Das berichten Forscher um Ling Zhang von der University of California in San Diego im Fachjournal »Science« (DOI: 10.1126/science. 1260972).

Die Haut stellt eine Barriere gegen das Eindringen von Pathogenen dar. Ist sie undicht und gelangen Krankheits­erreger in den Körper, werden Immunzellen wie Makrophagen und neutrophile Granulozyten an den Ort der Infektion gelockt. Dies benötigt aber einige Zeit. In der Zwischenzeit scheint das Unterhautfettgewebe gegen die Erreger vorzugehen. »Wir konnten zeigen, dass die Fettstammzellen den Körper beschützen. Das war vollkommen überraschend«, sagt Professor Dr. Richard Gallo, Seniorautor der Studie, in einer Mitteilung.

Schon vor einiger Zeit konnte Gallos Team Staphylococcus-aureus-Bakterien im Unterhautfettgewebe nachweisen. Jetzt gingen die Wissenschaftler der Frage nach, ob die Fettzellen an der Abwehr von Hautinfektionen beteiligt sind. Dazu injizierten sie Staphylokokken in die Haut von Mäusen, worauf die subkutanen Adipozyten innerhalb von Stunden an Zahl und Größe deutlich zunahmen. Das Fettgewebe produzierte große Mengen eines AMP namens Cathelicidin. »AMP sind unsere natür­liche vorderste Front der Erregerabwehr«, sagt Gallo. Sie seien evolutionär uralt und Teil des Immunsystems bei allen Lebewesen. AMP zerstören die Zellmembranen von Bakterien und schädigen auch Viren.

 

In weiteren Versuchen bestätigten die Forscher ihre Ergebnisse. Genetisch veränderte Mäuse, die keine neuen Fettzellen bilden können oder deren AMP-Produktion ausgeschaltet war, entwickelten deutlich häufiger und stärkere Hautinfektionen als normale Tiere. Gallos Team konnte in In-vitro-Untersuchungen zeigen, dass auch menschliche Adipozyten AMP produzieren. Inwiefern die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, muss aber noch weiter untersucht werden. Die Forscher vermuten, dass ein Mehr an Fett nicht mehr Schutz verspricht. Eine gestörte AMP-Synthese bei Adipösen oder bei Menschen mit Insulinresistenz könne der Grund für deren höhere Infektanfälligkeit sein, glaubt Gallo. / 

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