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Adipositas

Weißes Fett ist Entzündungsherd

10.01.2017  16:00 Uhr

Von Annette Mende / Das bei Adipositas vermehrt gebildete weiße Fettgewebe setzt entzündungsfördernde Signalstoffe frei und verhindert darüber selbst seine Umwandlung in metabolisch günstigeres braunes Fett.

 

Dabei spielt der Botenstoff cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) eine zentrale Rolle, wie Forscher der Universität Bonn herausgefunden haben. Da der Tumornekrosefaktor (TNF)-α cGMP hemmt, könnte er einen Angriffspunkt für künftige Adipositas-Therapien darstellen, so die Gruppe um Abhishek Sanyal im Fachjournal »Cell Reports« (DOI: 10.1016/j.celrep.2016.12.028).

Braunes Fettgewebe unterscheidet sich von weißem unter anderem durch die hohe Zahl an Mitochondrien in den Zellen. Diese wandeln im Fett gespeicherte Energie in Wärme um und sorgen so für einen Gewichtsverlust. In Tierversuchen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Aktivität des cGMP-Signalwegs ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist: Im – metabolisch unbedenklichen – Unterhautfett hyperkalorisch ernährter Mäuse war der cGMP-Signalweg weitgehend intakt, im tiefer liegenden viszeralen Fett dagegen nicht. In diesem Fettgewebe, von dem die kardiovaskuläre Risiko­erhöhung bei adipösen Personen ausgeht, war cGMP nahezu inaktiv, zudem hatten sich entzündliche Prozesse ausgebreitet.

 

»Braune Fettzellen sind auf cGMP angewiesen«, erklärt Arbeitsgruppenleiter und Seniorautor Professor Dr. Alexander Pfeifer in einer begleitenden Pressemitteilung. Die Umwandlung von weißem in braunes Fett – ein möglicher Ansatz zur Therapie des krankhaften Übergewichts – ist ohne cGMP nicht möglich. Die Hemmung von cGMP im weißen Fettgewebe kommt offenbar über TNF-α zustande, wie die Forscher unter anderem auch an menschlichen Bauchfettproben zeigen konnten. Sollten sich die Ergebnisse in größeren Studien bestätigen, könnte ein neuer Ansatz zur Therapie der Adipositas gefunden sein. /

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