Sandoz setzt auf Apotheke |
02.01.2006 13:37 Uhr |
Sandoz setzt auf Apotheke
von Thomas Bellartz, Holzkirchen
Die Übernahme der Hexal durch Novartis war eine der Top-Meldungen des Jahres 2005. Sandoz und Hexal werden als getrennte Marken agieren, Sandoz weiter gestärkt. Über die jüngsten Entwicklungen sprach die PZ mit Sandoz-Geschäftsführer Hannes Teissl (bis Ende Oktober Leiter des Integrationsbüros), OTC-Manager Dr. Arnim Jost und Hexal-Gründer Dr. Thomas Strüngmann.
PZ: Die Übernahme der Hexal durch Novartis und Sandoz sorgte zum Jahresbeginn für Furore. Es gab auf beiden Seiten Ängste wegen einem möglichen Abbau von Arbeitsplätzen. Was ist aus diesen Ängsten geworden?
Strüngmann: Wir haben uns bemüht, sehr transparent mit den Fragestellungen einer solchen Übernahme umzugehen. Unsere Mitarbeiter haben schnell erkennen können, dass das Unternehmen nicht auf Kosten der Mitarbeiter und der Marke Hexal verkauft wurde, sondern um es zukunftsfest zu machen und die Arbeitsplätze zu sichern. Die vergangenen Monate zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
PZ: Trotzdem müssen Sie zwei Unternehmenskulturen miteinander vereinen. Das dürfte nicht in wenigen Monaten zu bewältigen sein.
Strüngmann: Es wäre anmaßend gewesen, davon auszugehen, dass wir es in kürzester Zeit schaffen würden, nach dem Verkauf der Hexal und deren Integration eine gemeinsame Kultur zu entwickeln. Wichtig ist, dass beide Seiten aufeinander zugegangen sind. Nehmen wir den Umzug des Sandoz-Managements nach Holzkirchen. Das zeigt, dass es nicht darum ging, ein funktionierendes Unternehmen zu zerschlagen und dessen Produkte und Innovationen zu übernehmen.
Teissl: Die vergangenen Monate waren für alle Beteiligten unglaublich spannend. Dabei haben wir nicht immer alles beim Alten belassen. Ein Nutzen einer solchen Integration ist schließlich auch, dass Synergien abgeschöpft werden.
PZ: Jenseits der deutschen Grenzen wurden Landesorganisationen gebündelt. Nach welchen Kriterien haben Sie gehandelt?
Teissl: Wir haben schlicht den jeweils Besseren ausgewählt, egal, ob der- oder diejenige Hexal oder Sandoz entstammte. Und zudem haben wir uns bemüht, denjenigen, die nicht die »erste Wahl« waren, eine Perspektive im Unternehmen zu geben.
PZ: Das klingt nach Zufriedenheit?
Teissl: Uneingeschränkt ja. Wir sind nicht nur im Plan, sondern sind positiv überrascht, wie gut wir vorankommen. Das können Sie hier in Holzkirchen spüren. Alle mussten enger zusammenrücken, nicht nur sprichwörtlich. Alle haben sehr professionell an der Integration mitgearbeitet - und parallel dazu weiter einen Bombenjob im Markt gemacht. Das sollten wir dabei nicht vergessen.
PZ: Zumal Ihnen nicht nur im vergangenen Jahr die Gesundheitspolitik hier zu Lande wieder einiges abverlangt und das Spiel in 2006 weitergehen dürfte.
Strüngmann: Die Politik wird immer kurzatmiger. Und damit müssen wir weiterhin umgehen, auch wenn wir alles gerne ein wenig unternehmensfreundlicher gestaltet sähen. Vor dem Hintergrund der Marktentwicklung ist die Integration bislang sehr gut verlaufen. Hexal besteht als eigenständige Marke und hat im deutschen Arzneimittelmarkt auch 2005 Maßstäbe gesetzt. Es ist gut, dass das Novartis- und Sandoz-Management auf diese Markenpolitik setzt.
Teissl: Wir wollen das Positive nicht nur erhalten, sondern weiter nutzen und ausbauen. Das Novartis-Topmanagement hat die Integration stets eng begleitet und unterstützt und gleichzeitig der Sandoz-Leitung alle nötigen Freiheiten eingeräumt, die richtigen Entscheidungen für das Generikageschäft zu treffen.
PZ: Schwer vorstellbar, dass sich ein Konzern wie Novartis aus dem wichtigsten europäischen Generikamarkt Europas heraushalten will.
Teissl: Das mag für Außenstehende schwer vorstellbar sein. Aber die vergangenen Monate haben gezeigt, dass uns der Konzern bei unseren Entscheidungen freie Hand gegeben hat. Dies war und ist auch künftig mit ein Erfolgsfaktor nicht nur für die Integration, sondern insgesamt für das erfolgreiche Bestehen einer Generikaorganisation innerhalb eines Pharmakonzerns. Von enormer Bedeutung war auch, dass die Brüder Strüngmann nicht nur dem Prozess als solchem, sondern dem Unternehmen insgesamt verbunden geblieben sind.
PZ: Wie bewerten Sie die aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen in Deutschland?
Strüngmann: Das jüngste Gesetz steht in einer langen Reihe von Gesetzen, die nur zu mehr Regulierung und weniger Markt führen. Ich glaube, dass sich deswegen der deutsche Generikamarkt weiter konsolidieren wird.
PZ: Auf wessen Kosten?
Strüngmann: Auf Kosten der kleinen und kleinsten Generikahersteller. Darüber müsste man als Marktführer nicht unglücklich sein. Trotzdem kann man exemplarisch erkennen, dass die Gesundheitspolitik in Deutschland kurzatmig ist und eben nicht lange genug über die Folgen ihrer Entscheidungen nachdenkt.
PZ: In den vergangenen Monaten ist ihr größter Konkurrent Ratiopharm in die Schlagzeilen geraten. Hat das Folgen für die anderen Generikahersteller?
Teissl: Wir möchten uns nicht zu dem Thema äußern. Obwohl das Folgen für uns hat. Das aktuelle Spargesetz ist eine Resonanz darauf. Grundsätzlich ist die öffentliche Bewertung von Generika viel zu schlecht: In weiten Teilen der Bevölkerung wird noch nicht ausreichend erkannt, dass gerade dieses Segment im Arzneimittelmarkt für hohe Einsparungen gesorgt hat. Das zeigt der internationale Vergleich.
PZ: Sandoz hatte in Deutschland einen schwierigen Start. Da wurde manche Hoffnung in der Vergangenheit getrübt.
Teissl: Bei der Markeneinführung vor zwei Jahren waren die Ziele sehr hoch gesteckt. Problematisch war auch, dass erfolgreich eingeführte Marken der Azupharma nicht so ohne weiteres hatten übernommen werden können. Da wurden sicherlich auch Kommunikationsfehler gemacht. Das GMG tat ein übriges, um den Start denkbar schwer zu machen. Die Entscheidung der Novartis für den Kauf und die Integration der Hexal zeigt aber, wie ernst es der Konzern mit der Sandoz-Platzierung meint. Und die letzten Monate unterstreichen, dass die Marke enormes Potenzial hat.
PZ: Wie wollen Sie Sandoz in der öffentlichen Wahrnehmung verankern?
Jost: Sandoz setzt ab Anfang 2006 in Deutschland nicht nur auf Generika, sondern übernimmt zusätzlich den Vertrieb der Mineralien-Klassiker um Calcium-Sandoz herum. Unsere Zielrichtung ist klar: Wir werden die Marke Sandoz mit einer sehr breit angelegten Medienkampagne stärker als je zuvor positionieren.
PZ: Warum setzen Sie auf Mineralien und andere OTC-Produkte und nicht auf Ihre Generika?
Jost: Natürlich setzen wir weiter auf Generika. Aber wir haben mit unseren Sandoz-Mineralien längst eingeführte Klassiker. Die werden wir natürlich nutzen, um zu unterstreichen, dass wir neben einem breiten Sortiment hochqualitativer und preisgünstiger Medikamente weiterdenken. Die Vertriebsumstellung bringt Vorteile für unsere Generikasparte und die hinzukommenden Klassiker. Zudem wollen wir durch viele zusätzliche Aktivitäten für die Patienten, aber auch die Apothekenteams neue Akzente setzen. Die zusätzliche Besprechung von Calcium-Sandoz® D Osteo beim Arzt wird diesem Produkt weitere Impulse verleihen.
PZ: Welche Bedeutung hat die Apotheke in ihren Planungen?
Jost: Die Apotheke steht für uns - natürlich neben den Patienten und dem Arzt - im Mittelpunkt. Wir glauben daran, dass die Rolle der Apotheke bei der Gesundheitserhaltung und der Prävention eine enorme Rolle spielt und dass diese Funktion ausgebaut werden kann. Davon können alle Beteiligten profitieren; zuvorderst der Patient und Kunde, aber eben auch die Apotheken und wir als Unternehmen.