Ausbruch von Typ-1-Diabetes um Jahre hinauszögern |
Sven Siebenand |
26.05.2021 07:00 Uhr |
Menschen mit Typ-1-Diabetes sind bislang auf lebenslange externe Insulinzufuhr angewiesen. Den Autoimmunprozess zu bremsen, der letztlich für den Untergang insulinproduzierender Zellen in der Bauchspeicheldrüse verantwortlich ist, wäre zwar keine Heilung, aber dennoch ein Therapiedurchbruch. / Foto: Adobe Stock/ Magnus Binnerstam
Teplizumab bindet an den CD3-Rezeptor, der zusammen mit dem T-Zellrezeptor einen Komplex formt, der zur Aktivierung von Immunzellen führt. Dies verhindert Teplizumab durch die CD3-Blockade und stoppt damit den Autoimmunprozess, der schließlich zur klinischen Manifestation des Typ-1-Diabetes führt.
Beim Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft stellte Professor Dr. Anette-Gabriele Ziegler vom Helmholtz Zentrum München eine aktuelle Auswertung von Daten aus der Zulassungsstudie »At-Risk« vor. In diese placebokontrollierte Doppelblindstudie wurden 76 Teilnehmer eingeschlossen, die Verwandte von Typ-1-Diabetikern sind und allesamt ein hohes Typ-1-Diabetesrisiko aufweisen. Die Probanden erhielten randomisiert entweder einmalig für zwei Wochen täglich intravenös appliziertes Teplizumab oder Placebo-Infusionen. Danach wurde regelmäßig überprüft, ob sich ein Typ-1-Diabetes klinisch manifestiert hatte.
Im Durchschnitt trat dies in der Placebogruppe nach 27,1 Monaten ein, in der Teplizumab-Gruppe erst nach 59,6 Monaten. Die Verzögerung der Diabetesmanifestation um knapp drei Jahre bezeichnete Ziegler als sehr relevant. »Jedes Jahr der Verzögerung der Manifestation kann auch langfristig die Mortalität senken.«
Teplizumab ist kein fernes Zukunftsthema mehr, sondern ein sehr aktuelles. Schon bald könnten Diabetologen zu Immunologen werden, wie es Ziegler ausdrückte. Bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA ist nämlich der Zulassungsantrag für Teplizumab als Medikament zur Verzögerung oder Prävention von Typ-1-Diabetes bereits eingereicht. Laut Ziegler wird im Juli ein Statement der FDA dazu erwartet.
Auch beim EU-Pendant, der europäischen Arzneimittelbehörde EMA, beschäftigt man sich bereits mit Teplizumab. Der Antikörper hat dort den sogenannten Prime-Status erhalten und könnte nach Einreichen des Zulassungsantrags besonders schnell geprüft werden. Gemäß einer Pressemeldung des Unternehmens Provention Bio will man diesen Antrag in der zweiten Jahreshälfte 2021 in Amsterdam abgeben.