Auf die Ballaststoffe kommt es an |
Ballaststoffe satt: Vollkornbrot, Möhre, Apfel, Blaubeeren und Orangensaft. Fotolia/cook_inspire
Die Wissenschaftler von der University of Otago unterzogen im Auftrag der World Health Organization 185 prospektive Untersuchungen und 58 klinische Studien einer Metaanalyse. Diese sollte klären, inwiefern die Qualität der Nahrungskohlenhydrate (Ballaststoff- und Vollkorngehalt, glykämischer Index, glykämische Last) die Gesundheit der Menschen beeinflusst und welche Ballaststoffmenge pro Tag optimalerweise verzehrt werden sollte. Die Forscher konzentrierten sich bei ihrer Analyse auf sogenannte nicht übertragbare Krankheiten ( non-communicable diseases) wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus und Krebserkrankungen. Insgesamt gingen die Daten von mehr als 4600 gesunden Erwachsenen in die Analyse ein.
Das Ergebnis: Personen mit der höchsten Ballaststoffaufnahme hatten im Vergleich zu Personen mit dem geringsten Verzehr ein um 15 Prozent geringeres allgemeines Sterberisiko. Die Wahrscheinlichkeit, an einer koronaren Herzkrankheit oder einem Schlaganfall zu versterben, sank um 31 beziehungsweise 20 Prozent. Auch bezüglich des Risikos, an einem Herz- oder Gefäßleiden, Typ-2-Diabetes oder einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, sowie hinsichtlich des Körpergewichts, des Blutdrucks und des Cholesterinspiegels bot eine ballaststoffreiche Ernährung signifikante Vorteile.
Die Forscher beobachteten die deutlichste Risikoreduktion bei einer täglichen Ballaststoffaufnahme von 25 bis 29 Gramm. Sie gehen allerdings davon aus, dass bei einer höheren Zufuhr auch die Schutzwirkung gegenüber kardiometabolischen und malignen Erkrankungen weiter zunimmt. Ähnliche gesundheitsfördernde Effekte beobachteten die Wissenschaftler auch bezüglich des Vollkornanteils der Nahrung, wogegen der glykämische Index und die glykämische Last der Lebensmittel offenbar keinen wesentlichen Einfluss auf die untersuchten Parameter hatte.
Für die Gesundheit ist die Qualität der aufgenommenen Kohlenhydrate entscheidend, schlussfolgern die Wissenschaftler: Eine vollwertige Ernährung, bei welcher verarbeitete Getreideprodukte durch Vollkornprodukte ersetzt werden, gewährleistet eine hohe Zufuhr natürlicher Ballaststoffe. Ob diese Empfehlungen auch auf Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Nährstoffdefiziten übertragbar sind und welchen Nutzen synthetische Ballaststoffe haben, sei allerdings noch unklar.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt derzeit eine tägliche Mindestzufuhr von 30 g Ballaststoffen pro Tag. Das erreicht man am einfachsten durch den Verzehr von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst, beispielsweise mit zwei 50-g-Scheiben Vollkornbrot, einer halben Paprika, 200 g Vollkornnudeln und 200 g Rosenkohl.