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ARZNEISTOFFE

Isavuconazol|Cresemba®|21|2015

STOFFGRUPPE
21 Antimykotika
WIRKSTOFF
Isavuconazol
FERTIGARZNEIMITTEL
Cresemba®
HERSTELLER

Basilea Pharmaceutica International

MARKTEINFÜHRUNG (D)
11/2015
DARREICHUNGSFORM

100 mg Hartkapseln

200 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
J02AC05
ORPHAN DRUG
Ja

Indikationen

Cresemba ist zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit invasiver Aspergillose oder mit Mukormykose, für die eine Behandlung mit Amphotericin B ungeeignet ist. Bei beiden Erkrankungen handelt es sich um lebensbedroh­liche Pilzinfektionen, die selten auf­treten. Cresemba hat daher den Orphan-Drug-Status erhalten.

Wirkmechanismus

Isavuconazol ist ein Triazol und die aktive Wirksubstanz des Prodrugs Isavuconazoniumsulfat, die in Cresemba enthalten ist. Wie alle Azole hemmt es die Synthese von Ergosterol und stört so den Zellwandaufbau der Pilze.

Anwendungsweise und -hinweise

Cresemba-Kapseln und -Infusionen werden gleich dosiert. Die empfohlene Aufsättigungsdosis beträgt 200 mg alle acht Stunden in den ersten 48 Stunden, gefolgt von einer 200-mg-Erhaltungsdosis einmal täglich. Eine Umstellung zwischen den beiden Darreichungsformen ist möglich, da Isavuconazol mit 98 Prozent eine hohe orale Bioverfügbarkeit hat. Die Dauer der Therapie hängt vom klinischen Ansprechen ab. Ab einer Dauer von mehr als sechs Monaten sollte das Nutzen-Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden.

 

Vorsicht ist bei Patienten geboten, die das QT-Intervall verkürzende Arzneimittel einnehmen, zum Beispiel das Antiepileptikum Rufinamid. Ebenfalls ist Vorsicht geboten bei Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen andere Azol-Antimykotika. Diese kann sich als Hypotonie, respiratorische Insuffizienz, Dyspnoe, Exanthem, Juckreiz und Ausschlag äußern. Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung wurde die Anwendung von Isavuconzol nicht untersucht.

Wichtige Wechselwirkungen

Isavuconazol ist Substrat von CYP3A4 und CYP3A5. Induktoren dieser Isoenzyme können daher die Plasmakonzentration von Isavuconazol vermindern, Inhibitoren können sie erhöhen.

 

Isavuconazol ist seinerseits ein mittelstarker Inhibitor von CYP3A4. Daher ist bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneimitteln, die Subs­trate dieses Enzyms sind, eine Dosis­anpassung potenziell erforderlich. Des Weiteren ist Isavuconazol ein schwacher CYP2B6-Induktor. Vorsicht ist daher geboten, wenn der Patient CYP2B6-Substrate einnimmt, insbesondere solche mit geringer therapeutischer Breite. Ebenso muss unter Umständen bei gleichzeitiger Anwendung mit Substraten des Transporters P-Glykoprotein die Isavuconazol-Dosis angepasst werden. Isovuconazol ist in vitro ein Inhibitor von BCRP sowie von OCT2 und UGT. Die Plasmakonzentrationen betroffener Substrate können daher erhöht sein.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Isavuconazol waren Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, erhöhte Leberenzymwerte, Kaliummangel, Verstopfung, Atemnot, Husten, periphere Ödeme und Rückenschmerzen. Zum Teil wurden in den Studien schwere Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom beobachtet. In solchen Fällen muss Isavuconazol abgesetzt werden. Des Weiteren wurde in den Studien über erhöhte Lebertransaminasen-Werte berichtet. Eine Überwachung der Werte sollte in solchen Fällen erwogen werden.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Isavuconazol ist ein Substrat von CYP3A4 und CYP3A5. Daher ist es kontraindiziert bei Patienten, die Ketoconazol, hoch dosiertes Ritonavir oder starke beziehungsweise mäßig starke CYP3A4/5-Induktoren einnehmen. Zudem ist Isavuconazol kontraindiziert bei Patienten, die an der Herzrhythmus-Erkrankung familiäres Kurzes-QT-Syndrom leiden.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung von Cresemba basiert auf den beiden Phase-III-Studien SECURE und VITAL. SECURE war eine randomisierte doppelblinde Studie mit 516 Patienten mit invasiver Aspergillose, in der Isavucon­azol mit Voriconazol verglichen wurde. Isavuconazol zeigte sich hinsichtlich des primären Endpunkts, der 42-Tage-Gesamtsterblichkeit in der Intent-to-Treat-Population, als ebenbürtig mit der Vergleichssubstanz Voriconazol. Mit Isavuconazol lag die 42-Tage- Gesamtsterblichkeit bei 18,6 Prozent, mit Voriconazol bei 20,2 Prozent.

 

VITAL war eine Open-Label-Studie (also ohne Vergleichssubstanz) mit 146 Patienten, die eine Subgruppe von 37 Mukormykose-Patienten enthielt. Bei diesen Patienten betrug die 42-Tage-Gesamtsterblichkeit 38 Prozent und war laut Hersteller damit vergleichbar zu den in der Literatur berichteten Sterblichkeitsraten bei der Behandlung von Mukormykose.

Besonderheiten

Cresemba Hartkapseln sind bei Temperaturen nicht über 30 °C sowie im Originalbehältnis aufzubewahren, um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen.

 

Cresemba Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern.

 

Cresemba ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Isavuconazol

Isavuconazol

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Isavuconazol.wrl

Weitere Hinweise

Schwangere dürfen Cresemba nicht erhalten, es sei denn, sie sind an einer schweren oder möglicherweise lebensbedrohlichen Pilzinfektion erkrankt. In diesem Fall kann der Arzt Isavuconazol verordnen, wenn er den erwarteten Nutzen höher einschätzt als die möglichen Risiken für den Fetus. Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht zuverlässig verhüten, sollten Isavucon­azol nicht erhalten. Außerdem sollten Frauen während der Behandlung das Stillen unterbrechen.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 10.03.2021