Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Voriconazol|Vfend®|21|2002

STOFFGRUPPE
21 Antimykotika
WIRKSTOFF
Voriconazol
FERTIGARZNEIMITTEL
Vfend®
HERSTELLER

Pfizer

MARKTEINFÜHRUNG (D)
09/2002
DARREICHUNGSFORM

50 mg Filmtabletten

200 mg Filmtabletten

40 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen

200 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung

200 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
J02AC03
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Vfend ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern ab zwei Jahren mit Fluconazol-resistenter, schwerer invasiver Candida-Infektionen, mit Candidämie (sofern kein Neutropenie vorliegt) und mit Aspergillosen sowie Pilzinfektionen, die durch Scedosporium spp. und Fusarium spp. verursacht werden. Auch Itraconazol- und Amphotericin-B-restistente Aspergillen sprechen auf Voriconazol an.

 

Vfend sollte in erster Linie bei immunbeeinträchtigten Patienten mit progressiven, möglicherweise lebensbedrohlichen systemischen Mykosen eingesetzt werden. Die Tatsache, dass Voriconazol liquorgängig ist, macht es zu einem wertvollen Therapeutikum bei Mykosen insbesondere bei Aspergillosen im Zentralnervensystem.

Wirkmechanismus

Voriconazol gehört wie Fluconazol und Itraconazol zur Gruppe der Triazolantimykotika, die durch Hemmung eines pilzeigenen Cytochym-P450-Enzyms die Biosynthese des Ergosterols aus Lanosterol verhindern. Dadurch wird die Membranfunktion der Pilze erheblich beeinflusst und das Wachstum gehemmt (fungistatische Wirkung) oder die Zellen eliminiert (fungizide Wirkung).

Anwendungsweise und -hinweise

Patienten ab 40 kg Körpergewicht erhalten initial zweimal täglich 400 mg Voriconazol. Unter 40 kg reduziert sich die Dosis auf zweimal 200 mg. Intravenös werden initial alle zwölf Stunden 6 mg pro kg Körpergewicht injiziert.

 

Die Erhaltungsdosis beträgt zweimal täglich 4 mg pro kg Körpergewicht intravenös beziehungsweise peroral zweimal 200 mg (ab 40 kg) oder zweimal 100 mg (unter 40 kg).

Wichtige Wechselwirkungen

In-vitro-Studien zeigten, dass Voriconazol durch die CYP2C19, CYP2C9 und CYP3A4 metabolisiert wird. Dadurch ist mit Interaktionen mit Rifamycin, Carbamazepin, Phenobarbital, Cimetidin, Ranitidin, Makroliden, Terfenadin, Astemizol, Pimozid, Chinidin, Sirolimus, Ergot-Alkaloiden, Ciclosporin, Tacrolimus, Warfarin und anderen Antikoagulanzien, Sulfonylharnstoffen, Statinen, Benzodiazepinen, Vinca-Alkaloiden, Prednisolon, Digoxin, Mycophenolsäure, Phenytoin, Rifabutin, Omeprazol, Indinavir und anderen HIV-Protease-Hemmern sowie mit nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmern zu rechnen.

 

Über weitere mögliche Wechselwirkungen und wie bei gleichzeitiger Gabe gegebenenfalls zu Verfahren ist, informiert eine ausführliche Aufstellung in der Fachinformation.

Nebenwirkungen

Das Nebenwirkungsprofil von Voriconazol entspricht dem von Fluconazol. Dazu kommen aber bei 30 Prozent der Behandelten Sehstörungen, die sich als veränderte Farbwahrnehmungen, unscharfes Sehen und Lichtscheu äußern. Diese Nebenwirkungen bessern sich allerdings im Laufe der Behandlung. Trotzdem sollten die Patienten unbedingt auf diese Nebenwirkungen hingewiesen werden.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Die gleichzeitige Gabe von Voriconazol mit verschiedenen anderen Wirkstoffen ist kontraindiziert. Diese sind:

  • die CYP3A4-Substrate Terfenadin, Astemizol, Cisaprid, Pimozid und Chinidin wegen der Gefahr einer QT-Strecken-Verlängerung oder (selten) von Torsades de pointes,
  • Rifampicin, Carbamazepin und Phenobarbital, da sie die Plasmaspiegel von Voriconazol wahrscheinlich signifikant verringern können,
  • Efavirenz in einer Dosierung von mindestens 400 mg, da es die Plasmakonzentration von Voriconazol signifikant verringert und Voriconazol die Efavirenz-Plasmakonzentrationen signifikant erhöht
  • Ritonavir in einer Dosis von mindestens zweimal 400 mg täglich, da es die Plasmakonzentration von Voriconazol signifikant verringert
  • Ergot-Alkaloide, die CYP3A4-Substrate sind, da die Möglichkeit eines Ergotismus besteht,
  • Sirolimus, da Voriconazol wahrscheinlich die Plasmakonzentration von Sirolimus signifikant erhöht,
  • Johanniskraut.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

In klinischen Studien wurde Voriconazol weltweit an über 2000 Patienten untersucht. Gegenüber Amphotericin B schnitt Voriconazol besser ab. In einer Studie registrierte man unter Voriconazol bei 53,5 Prozent der Patienten ein Therapieerfolg, bei Amphotericin B nur bei 21,8 Prozent. Die Überlebensrate lag bei Voriconazol nach 84 Behandlungstagen bei 70,8 Prozent gegenüber 57,9 Prozent in der Amphotericin B-Gruppe.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Vfend sind keine besonderen Bedingungen zu berücksichtigen.

Vfend ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Voriconazol

Voriconazol

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Voriconazol.wrl

Weitere Hinweise

Während der Schwangerschaft darf Vfend nur gegeben werden, wenn dies zwingend erforderlich ist. Vor Beginn einer Behandlung mit Vfend muss abgestillt werden.

Letzte Aktualisierung: 23.03.2017