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ARZNEISTOFFE

Prasugrel|Efient|79|2009

STOFFGRUPPE
79 Thrombozytenaggregationshemmer
WIRKSTOFF
Prasugrel
FERTIGARZNEIMITTEL
Efient
HERSTELLER

Lilly Deutschland GmbH

MARKTEINFÜHRUNG (D)
04/2009
DARREICHUNGSFORM

5 mg Filmtabletten
10 mg Filmtabletten

ATC-CODE
B01AC22
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Efient ist zugelassen in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) zur Vorbeugung atherothrombotischer Ereignisse bei Erwachsenen mit einem akuten Koronarsyndrom, die sich einer perkutanen Koronarintervention unterziehen.

Wirkmechanismus

Prasugrel wirkt als Antagonist am Adenosin-Diphosphat-Rezeptor P2Y12 auf der Thrombozytenoberfläche und hemmt dadurch die Aggregation.

 

Prasugrel ist wie Clopidogrel ein Prodrug. Nach peroraler Applikation ist die Ausgangssubstanz im Plasma nicht nachweisbar. Sie wird im Darm schnell zu einem Thienolacton hydrolysiert und anschließend über Cytochrom-P450-Enzyme in den aktiven Metaboliten umgewandelt. Dessen maximale Plasmakonzentration wird innerhalb von 30 Minuten erreicht. In erster Linie sind an der Metabolisierung die Isoenzyme CYP-3A4 und CYP-2B6 beteiligt. Dagegen spielen die Isoenzyme CYP-2C9 und CYP-2C19 nur eine untergeordnete Rolle.

 

CYP-2C19 wird polymorph exprimiert. Dies bedeutet, dass das Enzym genetisch bedingt bei bis zu 30 Prozent der Kaukasier nicht oder nur in verminderter Aktivität (CYP-2C19*2) vorhanden ist. Bei diesen sogenannten Poor-Metabolizern ist mit einer verminderten Wirksamkeit von Clopidogrel zu rechnen. Aufgrund des anderen Stoffwechselweges könnte Prasugrel hier im Vorteil sein.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Anfangdosis beträgt 60 mg Prasugrel (Aufsättigungsdosis). Anschließend wird eine Erhaltungsdosis von einmal täglich 10 mg fortgesetzt. Die Filmtabletten können unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Allerdings wird bei der Aufsättigungsdosis der schnellste Wirkeintritt erzielt, wenn die Filmtabletten nüchtern genommen werden. Empfohlen wird eine Behandlungsdauer von einem Jahr. Patienten, die Prasugrel einnehmen, müssen zudem täglich 75 bis 325 mg ASS einnehmen.

Nebenwirkungen

In den Studien traten unter Prasugrel mit 2,2 Prozent häufiger schwere Blutungskomplikationen auf (1,7 Prozent Clopidogrel). Dabei zeigte sich das erhöhte Blutungsrisiko in den folgenden drei Gruppen am deutlichsten: Patienten, die weniger als 60 Kilogramm wogen, Patienten, die 75 Jahre oder älter waren, und Patienten, die bereits transitorische ischämische Attacken (TIA) oder einen Schlaganfall erlitten hatten. Daher wird für Patienten mit einem Körpergewicht von weniger als 60 Kilogramm anstatt der 10 eine 5 mg Erhaltungsdosis empfohlen. Für Patienten, die 75 Jahre oder älter sind, besteht keine Empfehlung. Sollte dennoch eine Behandlung in dieser Altersgruppe notwendig sein, sollte auch hier eine 5 mg Erhaltungsdosis verordnet werden.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Patienten mit einer TIA oder einem Schlaganfall in der Vorgeschichte sowie Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung sollten nicht mit Prasugrel behandelt werden.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

In der zulassungsrelevanten Studie TRITON-TIMI 38 konnte Prasugrel kardiovaskuläre Ereignisse besser verhindern als Clopidogrel, erhöhte allerdings gleichzeitig die Gefahr für tödliche Blutungskomplikationen. An der Studie nahmen 13 608 Patienten mit akutem Koronarsyndrom teil, die sich einer perkutanen Koronarintervention unterzogen. Sie erhielten entweder Prasugrel (60 mg, anschließend 10 mg pro Tag) oder Clopidogrel (300 mg, anschließend 75 mg pro Tag). Alle Patienten nahmen zusätzlich niedrigdosiertes ASS ein. Die Behandlungsdauer betrug im Durchschnitt 14,5 Monate. Als primärer Endpunkt wurde die Abnahme der Gesamtzahl an kardiovaskulären Todesfällen, Herzinfarkten und Schlaganfällen definiert. Prasugrel verringerte signifikant die Gesamtzahl kardiovaskulärer Todesfälle, Herzinfarkte und Schlaganfälle (9,4 Prozent unter Prasugrel versus 11,5 Prozent unter Clopidogrel). Häufigste Nebenwirkungen waren eine Anämie, ein Hämatom, Nasenbluten, gastrointestinale Blutungen, Ausschlag, Hämaturie sowie Blutungen und Blutergüsse an der Nadeleinstichstelle.

Formeln

Prasugrel

Prasugrel

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

prasugrel.wrl

Weitere Hinweise

Prasugrel sollte in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der zu erwartende Nutzen das mögliche Risiko überwiegt. Eine Anwendung während der Stillzeit wird nicht empfohlen.

Letzte Aktualisierung: 06.10.2015