Artesunat in Europa auf dem Markt |
Annette Rößler |
02.12.2024 13:50 Uhr |
Ein nicht unerhebliches Wechselwirkungspotenzial ergibt sich daraus, dass DHA, der aktive Metabolit von Artesunat, CYP3A4 induziert und CYP1A2 hemmt sowie seinerseits hauptsächlich durch UGT1A9 inaktiviert wird. Starke UGT-Inhibitoren wie einige Kinasehemmer, aber auch Diclofenac sollten daher möglichst nicht gleichzeitig mit Artesunat angewendet werden, ebenso keine UGT-Induktoren wie unter anderem Carbamazepin. Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Anwendung von Artesunat mit CYP3A4- oder -1A2-Substraten mit enger therapeutischer Breite.
Im ersten Drittel der Schwangerschaft wird die Anwendung von Artesunat nicht empfohlen, es sei denn, der Nutzen für die Mutter übersteigt das Risiko für das Kind. Im zweiten und dritten Trimenon scheint die Anwendung weniger kritisch zu sein, gleichwohl wird sie aus Vorsichtsgründen nicht empfohlen. Es wurde ein Schwangerschaftsregister zur Überwachung aller Schwangerschaften und ihrer Folgen nach der Behandlung mit Artesunate Amivas eingerichtet. In der Stillzeit ist zu beachten, dass DHA in die Muttermilch übergeht – es gilt, den Nutzen des Stillens für das Kind gegen das potenzielle Risiko abzuwägen, das mit einer DHA-Exposition einhergeht.
Als Wirksamkeitsbelege führt die Fachinfo die Ergebnisse der Studien SEAQUAMAT (South East Asian Quinine Artesunate Malaria Trial) und AQUAMAT (African Quinine Artesunate Malaria Trial) auf. Beides waren Vergleiche von Artesunat mit Chinin, die erstgenannte Studie bei 1461 Patienten (davon 202 Kinder unter 15 Jahre) und die zweite bei 5425 Kindern unter 15 Jahren. Alle waren schwer an Malaria tropica erkrankt. Beide Wirkstoffe wurden intravenös verabreicht, Artesunat in der zugelassenen Dosierung und Chinin mit 20 mg/kg Körpergewicht über vier Stunden, gefolgt von 10 mg/kg Körpergewicht dreimal täglich über zwei bis acht Stunden.
In der SEAQUAMAT-Studie betrug die Mortalität in der Intent-to-Treat-Population 14,7 Prozent in der Artesunat-Gruppe und 22,4 Prozent in der Chinin-Gruppe. Die Wahrscheinlichkeit zu sterben reduzierte sich unter Artesunat um 40 Prozent. In der AQUAMAT-Studie lag die Mortalität in der Intent-to-Treat-Population in der Artesunat-Gruppe bei 8,5 Prozent und in der Chinin-Gruppe bei 10,9 Prozent, was einer Reduktion der Sterbewahrscheinlichkeit um 25 Prozent entsprach.