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Ukraine-Krieg

Apotheker ohne Grenzen stellt sich auf langen Einsatz ein

Die deutsche Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen (AoG) hat seit Kriegsbeginn mehr als 100 Hilfslieferungen in die Ukraine auf den Weg gebracht. Einsatzkräfte sind auch vor Ort an den Grenzen, um den Bedarf zu klären, den Weitertransport zu organisieren oder auch selbst beim Sortieren Hand anzulegen. Der Verein stellt sich auf ein langfristiges Engagement ein und bittet weiterhin um Spenden, in erster Linie Geld.
Daniela Hüttemann
13.04.2022  12:14 Uhr
Apotheker ohne Grenzen stellt sich auf langen Einsatz ein

Apotheker ohne Grenzen konnte bereits Arzneimittel und medizinisches Material im Wert von 1,2 Millionen Euro für die Menschen in der Ukraine und Geflüchtete organisieren. »Dank gilt allen im Verein für das großartige Engagement, aber natürlich auch allen Spenderinnen und Spendern«, zieht AoG-Geschäftsführerin Eliette Fischbacheine erste Bilanz nach sechs Wochen Nothilfe. Der Verein stelle sich auf einen langfristigen Einsatz ein. Denn wenn der Krieg aufhört, werde es Monate, wahrscheinlich sogar Jahre dauern, die zerstörten Strukturen im Gesundheitswesen wiederaufzubauen.

So gelten derzeit offiziellen Angaben der ukrainischen Behörden zufolge mehr als 300 Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen als zerstört. »21 Krankenhäuser wurden komplett zerstört«, sagte Gesundheitsminister Viktor Ljaschko am 9. April im ukrainischen Fernsehen. Mehr als 4000 Apotheken mussten schließen (Stand 4. April).

Die aufwendige Koordination aller Anfragen und die Hilfseinsätze in den ukrainischen Nachbarländern könne der Verein nur leisten, weil er auf einen großen Pool an speziell für die Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit ausgebildeten Einsatzkräften (größtenteils Apothekerinnen und Apotheker) zurückgreifen kann. Dabei arbeitet AoG eng mit anderen Hilfsorganisationen wie dem Malteser Hilfsdienst, Action medeor oder der ukrainischen Pilotenvereinigung Air Rescue, lokalen Krisenstäben sowie öffentlichen Einrichtungen und Behörden zusammen, zum Beispiel der ukrainischen Botschaft in Berlin. Es geht um eine gezielte und bedarfsgerechte Beschaffung essenzieller Medikamente und die direkte, zielgerichtete Verteilung. 

Es waren bereits elf geschulte Vereinsmitglieder in den ukrainischen Nachbarländern in insgesamt sieben Einsätzen aktiv. »Unsere Aufgabe ist es, die Situation vor Ort und an den Grenzen zu analysieren, die vielen Anfragen aus der Ukraine zu bewerten, geeignete im Land übliche Medikamente auszuwählen und zu beschaffen, sie bei Bedarf in Landessprache zu kennzeichnen und den Erhalt direkt in medizinische Einrichtungen sicherzustellen«, erklärt Apotheker und ehrenamtlicher Ukraine-Koordinator Jochen Wenzel.

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