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Bürgertests und Co.

Apotheker fordern Rückenwind aus der Politik

Masken, Testen, Impfen – mit diesem Dreiklang soll die Corona-Pandemie besiegt werden, und mit im Boot sind immer auch die Apotheker. Seit die Infektionsrate sinkt und die Zahl der Geimpften und Genesenen steigt, fahren viele Teststellenbetreiber, darunter Apotheken, ihr Angebot zurück. Grund dafür ist auch die gestutzte Vergütung. Für den Fall, dass die Pandemie wieder aufflammt, sehen sich die Apotheker gut gerüstet – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
Cornelia Dölger
05.07.2021  16:00 Uhr

Wer im März einen Termin für einen Bürgertest in einer Apotheke oder einem Testzentrum ergattert hatte, konnte sich glücklich schätzen. Immens hoch war damals die Nachfrage nach offiziell durchgeführten kostenlosen Antigen-Schnelltests, denn diese versprachen – bei negativem Ergebnis – endlich wieder etwas persönliche Freiheit nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie mit erheblichen sozialen Einschränkungen und Verboten. Wer sich regelmäßig testen ließ, konnte zumindest wieder ein wenig teilhaben am öffentlichen Leben. Frisörbesuche oder ein Besuch im Gartenlokal waren eben nur per Frei-Testung möglich.

Das schlug sich sehr deutlich in den Monatsbilanzen etwa der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) nieder, bei denen die Testanbieter ihre Abrechnungen einreichen. Nachgefragt etwa bei der KV Berlin, zeigt sich der Mai als Monat mit den bislang meisten abgerechneten Bürgertests. Laut KV waren es 4,2 Millionen Tests, nach rund 1,6 Millionen im April und etwa 250.000 im März. Ein ähnliches Bild auch bei den Berliner Apotheken: Während dort im März noch etwa 50.000 Tests durchgeführt wurden, versiebenfachte sich die Zahl bis April auf mehr als 360.000. Den Peak bildete auch hier der Mai: Fast 500.000 Bürgertests rechneten die öffentlichen Apotheken in der Hauptstadt in dem Monat ab, bilanzierte die KV Berlin auf PZ-Nachfrage. Auch in Bayern und Baden-Württemberg verzeichneten die KVen im April und Mai ein starkes Testgeschehen.

Ärger über geänderte Rahmenbedingungen

Inzwischen ist aber Juli und nicht nur hat sich die Pandemielage weiter verändert – etwa ist jetzt die so genannte Delta-Variante des Virus ein besorgniserregendes Thema –, sondern auch die Rahmenbedingungen für Apotheken und andere Betreiber von Teststellen sind jetzt andere. Nachdem zwischenzeitlich regelrechter Wildwuchs bei den Test-Anbietern herrschte und es auch zu Betrug und Falschabrechnungen in den mehr als 15.000 Teststellen in Deutschland kam, zog das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Reißleine und senkte zum 1. Juli die Vergütung von ehemals 18 Euro auf nun 11,50 Euro pro durchgeführtem Test. Zudem müssen Apotheken diesbezüglich inzwischen wesentlich mehr Dokumente deutlich länger aufbewahren. Und ab 1. August müssen dann alle Teststellenbetreiber technisch in der Lage sein, die Testergebnisse digital in die Corona-Warn-App einzuspeisen – andernfalls gibt es für die Bürgertests keine Vergütung mehr.

Viel Holz für die Apotheken – die neben den Testungen bekanntlich weitere coronabedingte Zusatzaufgaben haben mit hohem Personal- und Organisationsaufwand. Insofern wundert es nicht, dass viele Apothekerinnen und Apotheker kurz nach Bekanntwerden der Pläne aus dem BMG Mitte Juni ihrem Ärger Luft machten und teils laut darüber nachdachten, aus dem Testbetrieb auszusteigen. Die PZ hat darüber berichtet. Auf Nachfrage äußerten einige Apothekerverbände die Sorge, dass die Versorgung mit Testangeboten gerade in ländlichen Gebieten dadurch gefährdet sein könnte. Allerdings, so betonten sie, sei auch die Nachfrage nach Tests gesunken.

Weniger Teststellen, aber nicht überall weniger Nachfrage

Tatsächlich schrumpft die Zahl der Teststellen. Etliche Kommunen fahren ihre Angebote herunter oder planen dies in nächster Zeit. Private Anbieter ziehen sich mehr und mehr zurück und auch Apotheken steigen aus dem Angebot aus. Aus Thüringen kommt etwa die Nachricht, die Zahl der testenden Apotheken sei dort von ehemals 70 auf zuletzt 57 gesunken, wie der Landesapothekerverband der Zeitung »Welt« mitteilte. Auch in der Region Nordrhein rechnet man mit sinkenden Teststellen-Zahlen; die dortige KV erklärte der PZ auf Nachfrage, Ende Mai seien insgesamt noch etwa 480 Standorte registriert gewesen, die Tendenz sei aber »deutlich abnehmend«. Konkrete Zahlen zu testenden Apotheken nannte die KV allerdings nicht. Das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen schätzt das ähnlich ein und teilte auf PZ-Anfrage mit, man gehe davon aus, dass im Juli deutlich mehr Teststellen schließen werden. Land und auch fast alle Kommunen befänden sich in der Inzidenzstufe 1, also stabil unter 35, zudem führten steigende Impfzahlen dazu, dass immer weniger Tests benötigt werden, hieß es aus Düsseldorf.

Was die Nachfrage nach Tests angeht, kann der Landesapothekerverband Niedersachsen allerdings dem offenbar verbreiteten rückläufigen Trend widersprechen. Vize-Vorstandschef Mathias Grau hat für sein Testzentrum in Horneburg im Landkreis Stade zumindest teilweise gegenteilige Erfahrungen gemacht. »Gerade zum Wochenende hin kommen wir mit dem Testen kaum hinterher.« Negative Corona-Tests seien hier etwa für Kurzurlaube, Camping und Besuche in Restaurants nötig, auch Mannschaftssportler müssten sich regelmäßig testen lassen. »An Freitagen bräuchten wir eigentlich die dreifache Testkapazität, so groß ist die Nachfrage«, erklärt Grau.

Teststellen zu reaktivieren, ist kein bürokratisches Problem

Für den Fall, dass es im Herbst zu einer vierten Infektionswelle kommen sollte und wieder mehr Teststellen nötig werden, sieht Grau die Apotheker gut gerüstet. Teststellen zu reaktivieren, sollte demnach nicht das Problem sein. »Die Abläufe sind inzwischen Routine und durch den Wegfall der Einzelbeauftragung dürften Apotheken ja jederzeit den Testbetrieb wieder aufnehmen«, erklärte er. Bürokratie stünde da also nicht im Wege. Fraglich sei aber, wie sich bis dahin die politischen Rahmenbedingungen entwickelten. »Nach dem wiederholten politischen Eingrätschen bei der Vergütung für die Zusatzaufgaben, die die Apotheker zu leisten haben, könnte ich mich vorstellen, dass deren Bereitschaft dann nicht mehr so hoch ist wie zuvor«, so Grau. Alles stehe und falle mit den Vorgaben der Politik. »Da brauchen wir jetzt keinen Gegenwind mehr, sondern Rückenwind.«

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