AOK-Chef fordert effektivere Datenverknüpfung |
AOK-Bundesverbandschef Martin Litsch (Archivfoto) hat die Bundesregierung aufgefordert, Impf- sowie Testdaten mit Abrechnungsinformationen der Krankenkassen zu verknüpfen. Es gelte, aus den vorhandenen Daten möglichst viele Erkenntnisse zu gewinnen. / Foto: picture alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB
Massenandrang an Coronavirus-Schnellteststellen, dazu täglich Hunderttausende Covid-19-Impfungen sowie eine beständige Flut an Laborauswertungen von PCR-Tests – die Pandemie zu bewältigen, bedeutet auch, kaum überschaubare Mengen an Patientendaten zu produzieren. Um daraus mittelfristig einen Nutzen ziehen zu können, dringt der AOK-Bundesverband darauf, diese Daten effektiver miteinander zu verknüpfen. Die Bundesregierung müsse die Lücken bei der Datenerhebung unbedingt schließen, um etwa langfristige Wirkungen oder Nebenwirkungen der Coronavirus-Impfungen besser zu erkennen, forderte Verbandschef Martin Litsch im Gespräch mit dem »Redaktionsnetzwerk Deutschland«.
»Wir bewegen uns beinahe im Blindflug durch die Pandemie«, erklärte Litsch demnach. »Wir wissen aktuell nicht, welche unserer Versicherten mit welchem Impfstoff versorgt wurden und wer positiv getestet wurde.« Dadurch würden Möglichkeiten verschenkt, wertvolle Erkenntnisse aus den vorhandenen Daten zu gewinnen. Etwa sei so nicht herauszufinden, wie häufig Reinfektionen nach durchgemachter Erkrankung oder Neuinfektionen nach einer ersten oder zweiten Impfung stattfänden. Auch über schwere Covid-19-Verläufe oder Todesfälle bekämen die Kassen zu wenige Daten, kritisierte Litsch.
Um das zu ändern, schlägt der AOK-Chef vor, die Daten zu Impfungen, Erkrankungen und Testungen miteinander zu verknüpfen. Politisch möglich werde dies durch eine Anpassung der Coronavirus-Impfverordnung, praktisch könne eine Verknüpfung erfolgen, wenn die Impfzentren, Teststellen und Arztpraxen die Krankenversichertennummer der Geimpften und Getesteten erfassten und an die Kassen übermittelten. Diese Informationen könnten dann »datenschutzkonform« mit den Abrechnungsdaten verknüpft werden – was wiederum die Basis etwa für anonymisierte Auswertungen zu längerfristigen Wirkungen sowie Nebenwirkungen der Impfungen bilden könne.
Gerade im Hinblick auf anstehende Auffrischungsimpfungen oder die längerfristige Auswertung von Reinfektionen seien diese Daten wertvoll. »Ich bin überzeugt davon, dass sich viele spätestens in einem halben Jahr darüber beklagen werden, dass wir solche Auswertungen in Deutschland nicht durchführen können – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern auf der Welt«, so Litsch. Die Politik müsse handeln und entsprechende Nachbesserungen möglichst schnell auf den Weg bringen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.