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Sjögren-Syndrom

Antikörper geht in Phase II über

Nachdem der Wirkstoffkandidat S95011 in Phase I überzeugt hat, will das Pharmaunternehmen Servier den Antikörper nun bei Patienten mit primärem Sjögren-Syndrom in einer Studie der Phase II testen.
Sven Siebenand
19.04.2022  12:30 Uhr

Das Sjögren-Syndrom ist eine chronische, entzündliche Autoimmunerkrankung, die vor allem Speichel- und Tränendrüsen angreift. Dies führt zur verringerten Produktion von Flüssigkeiten und in der Folge zum Beispiel zu trockenen Augen mit Bindehautentzündungen oder einem trockenen Mund. Tritt das Sjögren-Syndrom als eigenständige Erkrankung auf, spricht man von der primären Form. Ist es eine Begleiterscheinung bei anderen Autoimmunerkrankungen, etwa Lupus erythematodes oder rheumatoider Arthritis, so handelt es sich um ein sekundäres Sjögren-Syndrom.

Eine zugelassene zielgerichtete Therapie gibt es laut Servier bis dato nicht. Das könnte sich unter anderem dank S95011 eines Tages ändern. Es handelt sich um einen gegen einen Teil des Interleukin-7-Rezeptors gerichteten Antikörper. S95011 bindet an CD127, die α-Kette des Rezeptors. Interleukin-7 (IL-7) wird damit in seiner Wirkung gebremst. Das Zytokin reguliert die Gewebemigration menschlicher T-Lymphozyten. Die Blockade des IL-7-Rezeptors greift hier regulierend ins Geschehen ein, was unter anderem beim Sjögren-Syndrom von Vorteil ist und entzündliche Prozesse bremsen soll.

In einer Phase-I-Studie war der Antikörper bei gesunden Freiwilligen erfolgreich getestet und gut vertragen worden. Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet. Keiner der Studienteilnehmer brach die Studie aus Sicherheitsgründen ab. Nun ist der nächste Schritt geplant: eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie der Phase II mit 45 Patienten, die an primärem Sjögren-Syndrom erkrankt sind.

Die Teilnehmer der Verumgruppe bekommen 750 mg der Prüfsubstanz als Infusionslösung über eine Vene während eines Zeitraums von 60 Minuten im Krankenhaus verabreicht; anfänglich alle zwei Wochen, später alle drei Wochen. Nach Erfolg in Phase II würde sich Phase III anschließen. Bis zu einer möglichen Zulassung des Antikörpers wird es damit also noch eine Weile dauern.

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