Antidepressive Wirkung ist von Dauer |
Die schnelle Linderung der Symptome ist bei Depression ein wichtiges Therapieziel. Ebenso wichtig ist aber auch ein dauerhaftes Ansprechen. / Foto: Shutterstock/Photographee.eu
Der Einsatz von Ketamin beziehungsweise seines S-Enantiomers bei depressiven Patienten ist ein relativ neuer therapeutischer Ansatz. Die Wirkung tritt meist schneller ein als bei herkömmlichen Antidepressiva, sodass das Medikament bei manchen Patienten eine therapeutische Lücke schließen kann. Obwohl der Wirkmechanismus unbekannt ist, erteilte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA daher dem Esketamin-haltigen Nasenspray Spravato® von Janssen im März die Zulassung; in Europa läuft das Zulassungsverfahren.
Der schnelle Wirkeintritt ist das Alleinstellungsmerkmal des Neulings in der Antidepressiva-Szene, doch ist die Wirkung auch von Dauer? Dieser Frage ging eine Gruppe um Dr. Ella J. Daly aus der Forschungsabteilung des Herstellers nun in einer Phase-III-Studie nach. Eingeschlossen waren 705 Patienten mit therapieresistenter Depression, die also auf mindestens eines und höchstens fünf Antidepressiva nicht angesprochen hatten. Von diesen wurden 455 in der sogenannten Optimierungsphase der Studie über 16 Wochen mit Esketamin-Nasenspray plus einem oralen Antidepressivum behandelt. Unter dieser Therapie erreichten 176 Patienten eine stabile Remission, die durch einen bestimmten Wert auf der Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale (MARDS) definiert war, und 121 ein stabiles Ansprechen, definiert als eine mindestens 50-prozentige Besserung des MARDS-Scores, ohne dass die Kriterien für eine stabile Remission erfüllt waren.
Alle Patienten in stabiler Remission oder mit stabilem Ansprechen wurden in der sich anschließenden Erhaltensphase im Verhältnis 1:1 auf eine Fortführung der bestehenden Medikation oder den Ersatz des Esketamin-Nasensprays durch ein Placebo-Nasenspray randomisiert. Das orale Antidepressivum wurde in beiden Gruppen weitergegeben. Diese Phase dauerte so lange, bis eine vorher definierte, für eine statistische Auswertung erforderliche Anzahl an Rückfällen der Depression eingetreten war. Das war in der Esketamin-Gruppe nach durchschnittlich knapp 18 bis 19 Wochen der Fall und in der Placebo-Gruppe nach zehn Wochen.
Während der Erhaltensphase kam es bei den Patienten in Remission unter Esketamin zu 24 Rückfällen und unter Placebo zu 39 (26,7 versus 45,3 Prozent). Hieraus ließ sich eine Number needed to treat von 6 berechnen. In der Gruppe der Patienten mit stabilem Ansprechen waren unter Esketamin 16 Rückfälle zu verzeichnen und unter Placebo 34 (25,8 versus 57,6 Prozent).
Sprechen Patienten auf eine Behandlung mit Esketamin an, ist es somit sinnvoll, diese Therapie fortzuführen, lautet das Fazit der Autoren. Eine mögliche Rückkehr der depressiven Symptome lasse sich dadurch hinauszögern.