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Äquivalenzdosen

Antidepressiva richtig austauschen

Venlafaxin zählt zu den unrühmlichen Dauerbrennern bei den Lieferengpässen. Dabei sind gerade Patienten mit depressiven Erkrankungen auf eine stabile Einstellung ihrer Medikation angewiesen. Wenn es nicht anders geht, helfen neue Äquivalenzdosis-Tabellen bei der Umstellung von Antidepressiva.
PZ
01.09.2020  15:00 Uhr

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) hat drei neue Äquivalenzdosis-Tabellen auf ihrer Website veröffentlicht. Dieses Mal geht es um trizyklische Antidepressiva, selektive Serotonin- sowie Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI und SNRI). 

Dabei ist ein Wirkstoffaustausch bei Antidepressiva alles andere als trivial, allein schon aufgrund der vielen unterschiedlichen Darreichungsformen. Auch ist zum Teil die Salz- oder Basenform eines Arzneistoffs zu beachten, zum Beispiel beim Amitriptylin. Daneben spielt innerhalb der trizyklischen Antidepressiva eine Rolle, wie stark die sedierenden Eigenschaften sind, denn bekanntlich gehören diese Wirkstoffe zu den sogenannten Dirty Drugs, die verschiedene Rezeptoren beeinflussen. Opipramol sollte überhaupt nicht ausgetauscht werden, wenn es wirkt und gut vertragen wird. Hier lässt sich keine Äquivalenzdosis angeben.

»Ein Arzneistoffwechsel zwischen trizyklischen Antidepressiva sollte, wenn möglich, ausschleichend erfolgen«, rät die AMK und weist daraufhin, das hier eine enge ärztliche Betreuung erforderlich ist. Nach dem Absetzen des nicht mehr lieferbaren Medikaments sollte das Ersatzpräparat einschleichend aufdosiert werden.

Gleiches gilt für die SSRI und SNRI. »Aufgrund der Halbwertzeit des aktiven Metaboliten Norfluoxetin von 4 bis 16 Tagen ist bei einem Wechsel von Fluoxetin auf einen anderen SSRI eine 14-tägige Pause zu berücksichtigen«, so die AMK. Fluoxetin selbst hat eine Halbwertzeit von zwei bis sechs Tagen.

Grundsätzlich sollte sowohl ein Austausch der Darreichungsformen als auch der Arzneistoffe derselben Wirkstoffklasse (Aut-simile-Austausch) mit Vorsicht und unter Beachtung patientenindividueller Faktoren erfolgen, erinnert die AMK. 

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