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Paxlovid

Anhaltspunkt für »erheblichen« Zusatznutzen

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht einen Anhaltspunkt für einen erheblichen Zusatznutzen der Wirkstoffkombination Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) bei erwachsenen Covid-19-Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf. Einer Studie zufolge verkürzt das Präparat die Krankheitsdauer und mildert die Verläufe ab.
Laura Rudolph
06.10.2022  15:30 Uhr

Die Bewertung bezieht sich auf eine Paxlovid-Behandlung nicht hospitalisierter Erwachsener ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf, aber mit erhöhtem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. In dieser Patientengruppe fand das IQWiG verglichen mit einer »Therapie nach ärztlicher Maßgabe« einen Anhaltspunkt für einen erheblichen Zusatznutzen. Der Einschätzung liegen die Ergebnisse der Studie EPIC-HR zugrunde, die der Paxlovid-Hersteller Pfizer mit seinem Dossier eingereicht hatte.

»Bei ungeimpften Risikopatienten, die erst seit wenigen Tagen symptomatisch und noch nicht schwer erkrankt sind, hatte Paxlovid in der betreffenden Studie eine vielversprechende Wirkung«, fasste IQWiG-Leiter Professor Dr. Jürgen Windeler in einer Pressemitteilung seines Instituts zusammen. Die für die frühe Nutzenbewertung durch das IQWiG relevante Teilpopulation der Studie umfasste insgesamt 1908 Personen, von denen 944 Nirmatrelvir/Ritonavir und 964 Placebo erhielten.

Weniger schwere Fälle und weniger Tote unter Paxlovid

In der Interventionsgruppe war 28 Tage nach Symptombeginn niemand verstorben, in der Vergleichsgruppe gab es 15 Tote (1,6 Prozent). Bei Behandlung mit Nirmatrelvir/Ritonavir kam es bei zehn Probandinnen und Probanden (1,1 Prozent) zu schweren Krankheitsverläufen. In der Placebogruppe betrug der Wert mit 60 Personen (6,2) etwas das Sechsfache. Während in der Placebogruppe 9 Personen (0,9 Prozent) intensivmedizinische Betreuung benötigten, gab es in der Interventionsgruppe keine solchen Fälle. In der Interventionsgruppe besserten sich die Covid-19-Symptome nach durchschnittlich 16 Tagen, ohne Behandlung erst nach 20 Tagen.

Als Schwäche der Studie deklariert das IQWiG die Tatsache, dass Patientinnen und Patienten mit komplexen Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf darin unterrepräsentiert gewesen seien. Zudem war die gesamte Studienpopulation ungeimpft, sodass derzeit keine Aussage dazu möglich sei, ob und wie eine Impfung die Wirksamkeit von Nirmatrelvir/Ritonavir beeinflusst.

Auf Basis dieser Einschätzung des IQWiG wird nun der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) über das Ausmaß des Zusatznutzens von Paxlovid entscheiden.

 

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