Alternativen zu Antibiotika |
Ein positives Votum geben die Leitlinienautoren auch den Prophylaxe-Fähigkeiten der D-Mannose (wie Femannose®). In einer kontrollierten Studie erwies sich die regelmäßige Einnahme von täglich 2 g D-Mannose in einem Glas Wasser bei Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfekten als ebenso effektiv wie eine Langzeitprophylaxe über sechs Monate mit täglich 50 mg Nitrofurantoin. Da der Einfachzucker kaum resorbiert wird, gelangt das Monosaccharid fast vollständig in die Blase. Dort fängt es E.-coli-Bakterien ab, bevor sie sich mit ihren Fimbrien an die natürlich im Urothel vorkommende Mannose anheften können. Die Bakterien werden dann über den Urin ausgeschieden. Hinweis: D-Mannose ist auch in Cranberrys enthalten.
Aktuell ist die Beobachtung englischer Wissenschaftler, dass die Einnahme des Antiseptikums Methenamin ebenso gut ständigen Harnwegsinfektionen vorbeugen kann wie ein Antibiotikum. Wie die Forscher im Fachjournal »BMJ« berichten, nahmen dazu 240 erwachsene Frauen an der Studie teil, die im Jahr zuvor durchschnittlich jeweils mehr als sechs symptomatische Rezidive erlebt hatten. In die Intention-to-treat-Analyse gingen 102 Frauen ein, die ein Jahr lang prophylaktisch ein Antibiotikum anwendeten (einmal täglich Nitrofurantoin 50 oder 100 mg, Trimethoprim 100 mg oder Cephalexin 250 mg), und 103 Frauen, die ebenfalls für ein Jahr zweimal täglich 1 g Methenamin einnahmen. Die antiseptische Wirkung beruht darauf, dass im sauren Milieu des Harns von weniger als pH 5,5 Formaldehyd abgespalten wird. Allerdings ist die Substanz hierzulande aufgrund des potenziell karzinogenen Formaldehyds nicht im Handel. Gänzlich anders arbeitet das in Deutschland verfügbare Vaginalantiseptikum Octenidinhydrochlorid (Octenisept®), ebenfalls für bakterielle und pilzbedingte Infektionen zugelassen.
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Muss man Frauen mit Verdacht auf Harnwegsinfektion zumuten, eine Probe vom Mittelstrahlurin zu gewinnen? Forschende aus Dänemark und Spanien sagen Nein. Die Ergebnisse ihrer Literaturübersicht, die im Juni im Wissenschaftsjournal »Family Practice« veröffentlicht wurden, deuten nämlich an, dass sich der Aufwand, der für die Gewinnung von sauberem Mittelstrahlurin erforderlich ist, nicht lohnt. Die Wissenschaftler formulieren es so: »Es gibt keine einheitliche Evidenz, die einen Unterschied in der diagnostischen Genauigkeit oder dem Anteil kontaminierter Proben zwischen den einzelnen invasiven Techniken der Uringewinnung nahelegt.« Schließlich müsse man bedenken, dass es vor allem älteren Frauen Probleme bereite, die Vorgaben für die Gewinnung des Mittelstrahlurins einzuhalten. Ihr Fazit: »Je leichter und akzeptabler die Methode, desto besser.«