Alternativen zu Antibiotika |
Keine Empfehlung hat die Leitlinie Cranberry-Präparaten zur Senkung der Rezidivrate ausgesprochen, begründet mit der widersprüchlichen Studienlage. Das sieht nun aber das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) anders . Eine Neubewertung verschiedener Studien liefere Hinweise darauf, dass die Einnahme von Cranberry-Präparaten die Rezidivrate im Vergleich zu Placebo verringern oder die Zeit bis zum ersten Rezidiv verlängern kann, teilten die Experten vom IQWiG Anfang des Jahres mit. Dazu sei die kontinuierliche Einnahme erforderlich, so die Wissenschaftler. Im Vergleich zu einer Antibiotika-Prophylaxe (Trimethoprim/Sulfamethoxazol) zeigten Cranberry-Zubereitungen einen geringeren präventiven Nutzen.
Allerdings blieb in der Analyse unklar, welche Dosis und Zusammensetzung es braucht, damit ein Cranberry-Extrakt in der Prävention von unkomplizierten Zystitiden wirksam ist. Die Studien enthielten dazu nur ungenaue Angaben. Die IQWiG-Autoren betonen, dass es hochwertiger Studien bedürfe, um diese Fragen zu klären. Die unübersichtliche Marktsituation mache es nicht leicht, den Überblick zu behalten: Cranberry-Präparate sind teils als pflanzliche Arzneimittel, teils als Nahrungsergänzungsmittel im Handel. Bei Letzteren braucht es weder ein Zulassungsverfahren noch einen Wirksamkeitsnachweis.
Nicht oder nur unzureichend konnte die IQWiG-Analyse belegen, wie gut andere pflanzliche Präparate wiederkehrenden Blaseninfekten vorbeugen können. Da sieht die Leitlinie mehr Potenzial, etwa in der fixen Kombination aus Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel (Angocin® Anti-Infekt N). Aus den enthaltenen Senfölglykosiden werden in der Blase antimikrobielle Isothiocyanate (Senföle) freigesetzt. Am verträglichsten ist die Einnahme nach dem Essen, da Senföle den Magen-Darm-Trakt reizen können. Die Leitlinie empfiehlt die Kombination zur Prophylaxe häufig wiederkehrender Blasenentzündungen genauso wie die antibakteriell wirkenden Bärentraubenblätter (wie Arctuvan®, Cystinol® akut). Deren entscheidender Inhaltsstoff ist das Prodrug Arbutin, aus dem pathogene Keime in der Blase bakteriostatisches Hydrochinon freisetzen – unabhängig vom pH-Wert des Urins. Da Arbutin lebertoxisch wirkt, begrenzen die Leitlinienautoren die prophylaktische Anwendung auf maximal einen Monat.
Andere Phytopharmaka wie die Fixkombination aus Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel und Rosmarinblättern zeigen in vitro entzündungshemmende, schmerzlindernde, krampflösende sowie antiadhäsive Eigenschaften. Canephron® Uno ist bislang das einzige Phytopharmakon zur Behandlung einer Blasenentzündung, dessen Wirksamkeit in einer größeren validen Studie direkt mit einem Antibiotikum verglichen wurde. Dabei erwies es sich hinsichtlich der Reduktion von Symptomen und der Gabe zusätzlicher Antibiotika gleichwertig zur Fosfomycin-Gabe.