Alphablocker soll Energielieferung pushen |
Sven Siebenand |
12.08.2022 09:00 Uhr |
Die amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS, ist eine fortschreitende Motoneuronen-Erkrankung. / Foto: Adobe Stock/Kateryna_Kon
Die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine fortschreitende Motoneuronen-Erkrankung, die in der Regel nach dem 50. Lebensjahr beginnt und innerhalb weniger Jahre zu schwerer Behinderung und schließlich zum Tod führt. Die Prävalenz in Deutschland liegt bei etwa 6000 bis 8000 Betroffenen. Kennzeichen der ALS ist eine fortschreitende Nervenschädigung, die zu sich rasch ausbreitenden Lähmungen führt. Grundsätzlich ist die Behandlung vor allem symptomatisch, um Beschwerden abzumildern und Komplikationen vorzubeugen.
Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sollen alle ALS-Patienten mit zweimal täglich 50 mg Riluzol behandelt werden. Der Wirkstoff kann als krankheitsmodifizierende Therapie das Fortschreiten verlangsamen. Riluzol blockiert unter anderem spannungsabhängige Natriumkanäle, was zu einer verminderten Freisetzung von Glutamat und einer reduzierten Exzitotoxizität führt.
In einigen Ländern, unter anderem den USA, ist auch das Antioxidans Edaravon zur ALS-Therapie zugelassen. Ein Zulassungsantrag bei der EMA wurde 2019 allerdings zurückgezogen. In einer Pressemitteilung sprach sich Anfang des Jahres die DGN nach Durchführung einer Kohortenstudie gegen den Einsatz von intravenösem Edaravon aus. Laut Professor Dr. Albert C. Ludolph vom Universitätsklinikum Ulm konnte die Studie für intravenös appliziertes Edaravon als Add-on-Therapie zur Standardbehandlung mit Riluzol keinen klinischen Nutzen im Langzeitverlauf über ungefähr ein Jahr belegen. Man sehe derzeit keine Rationale, intravenöses Edaravon therapeutisch einzusetzen und setze nun Hoffnung auf Edaravon in oraler Verabreichung, das ebenso wie andere krankheitsmodifizierende Substanzen bereits klinisch getestet werde. In den USA wurde das Medikament Radicava® ORS im Mai 2022 zugelassen. Es enthält eine orale Suspension von Edaravon und ist für erwachsene ALS-Patienten vorgesehen.