Aktiv impfen ab dem 1. Geburtstag |
Brigitte M. Gensthaler |
24.02.2020 14:00 Uhr |
Wer sich in FSME-Risikogebieten aufhält, sollte entweder jeden Kontakt mit Zecken meiden oder sich gegen FSME impfen lassen. Drei neue Kreise in Sachsen und Thüringen hat das Robert-Koch-Institut nun als Risikogebiete ausgewiesen. / Foto: Adobe Stock/Oliver Boehmer - bluedesign
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat kürzlich eine vollständig überarbeitete S1-Leitlinie zur »Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)« vorgestellt. Danach sind nicht nur Kleinnager wie Mäuse Wirtstiere für FSME-Viren, sondern unter anderem auch Ziegen, Schafe und Rinder. Die Viren könnten zudem durch eine Organtransplantation von Mensch zu Mensch übertragen werden, und eine Infektion könne bei diesen Patienten fulminant und sogar tödlich verlaufen, schreiben die Experten. Auch immunmodulierende Behandlungen, zum Beispiel mit Rituximab, könnten einen tödlichen Verlauf bedingen.
Die Viren haben sich in den letzten 20 Jahren regional verbreitet. Beispielsweise gilt die gesamte Schweiz mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin neu als FSME-Risikogebiet. In den Niederlanden wurde 2019 erstmals über dort erworbene Erkrankungen berichtet. Mehr als 80 Prozent der Fälle in Deutschland treten in Baden-Württemberg und Bayern auf, wobei die Inzidenz zwischen 0,7 und 2 Fällen pro 100.000 Einwohnern und Jahr variiert. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Zahl der FSME-Erkrankungen 2019 bundesweit im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit 440 Fälle gezählt; 2018 waren es 584.
Wie häufig die Viren in Zecken vorkommen, ist sehr unterschiedlich. Im Mittel tragen in Risikogebieten0,1 bis 5 Prozent der Zecken FSME-Viren in sich, schreibt das RKI. Hieraus ein Erkrankungsrisiko nach einem einzelnen Zeckenstich abzuleiten, sei nicht möglich, zumal viele Infektionen asymptomatisch oder milde verlaufen. Aktuell hat das RKI nun auch die neuen FSME-Risikogebiete im »Epidemiologischen Bulletin« (Nr. 8/2020) publiziert: Demnach kommen drei neue Gebiete hinzu, die alle an bekannte Risikogebiete grenzen. Dies sind der Stadtkreis Dresden und Landkreis Meißen in Sachsen sowie der Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen. Somit sind aktuell 164 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert.
Die Früsommer-Meningoenzephalitis wird symptomatisch behandelt; es gibt keine kausale Therapie. Etwa 5 Prozent der Patienten müssen wegen einer Atemlähmung oder schweren Bewusstseinsstörungen auf die Intensivstation.