Ärzte üben massiv Kritik |
Aus Sicht der Ärzte fällt das Impfen eindeutig in ihren Aufgabenbereich.
Vergangene Woche hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beim Deutschen Apothekertag in München erklärt, er könne sich Impfungen in der Offizin durchaus vorstellen. Zugleich hatte er aber betont, in diesem Fall müsse man auch die Ärzte mit ins Boot holen. Das allerdings dürfte keine leichte Aufgabe werden, denn dort stößt der Vorstoß des Ministers auf massive Kritik. »Impfen ist kein Geschäft«, sagte der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer (SLAEK), Erik Bodendieck, sehr deutlich im »Deutschen Ärzteblatt«. Vielmehr sei Impfen Teil der Heilkunde und falle damit eindeutig in ärztliche Verantwortung.
Bodendieck verwies dabei auch auf das Robert-Koch-Institut. Dieses hatte zuletzt erklärt, lediglich die Impfung als solche könne grundsätzlich Assistenzpersonal wie eine Arzthelferin übernehmen, vorausgesetzt die fachliche Aufsicht liegt beim Arzt. Das Impfen nun vollständig Apothekern und damit Nicht-Medizinern zu übertragen »ist kontraproduktiver politischer Aktionismus, gegen den wir aufs Schärfste protestieren«, so Bodendieck.
Einen Vorteil für die Patienten kann der SLAEK-Chef in Spahns Vorstoß nicht erkennen – im Gegenteil. So sei die Idee ein Rückschritt im Vergleich zur bestehenden Versorgungssituation. Auch an eine Entlastung überlaufener Arztpraxen glaubt Bodendieck nicht. Schließlich seien die Wartezimmer nicht primär aufgrund impfwilliger Patienten häufig überfüllt.
Ähnlich kritisch äußerte sich der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt. In einzelnen Fällen könne es bei Impfungen zu Komplikationen kommen, sagte er. Daher müssten sie »ohne Wenn und Aber« in der Arztpraxis stattfinden. Lediglich die Beratung traut Weigeldt den Apothekern zu. So könnten sie beim Impfmanagement wichtige Aufgaben übernehmen, »indem sie die Patienten auf bestehende Impflücken hinweisen«.
Um die Impfquoten nachhaltig zu steigern, dürfe man die Verantwortung nicht auf immer mehr Schultern verteilen, mahnte der Hausärzte-Chef. Vielmehr benötigten die Patienten einen eindeutigen Ansprechpartner, der die Gesamtverantwortung trägt. »Sonst weiß die eine Hand nicht, was die andere tut«, so Weigeldt.
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