60 Jahre Antibabypille – ein Rückblick und Ausblick |
Die Debatte über die Sicherheit ist keineswegs nur eine aktuelle. Die Beliebtheit der Pille wurde schon kurz nach der Markteinführung etwas gedämpft: Durch die einst deutlich höhere Estrogen-Dosis sei auch das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien etwas höher gewesen, schildert Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte. Gleiches gelte für Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen oder Zwischenblutungen.
Gestagene habe es noch nicht in der heutigen Vielfalt gegeben. Malich zufolge hat sich auch wegen der Pille eine Frauengesundheitsbewegung entwickelt: Themen wie Abtreibung, Pillen-Nebenwirkungen, Thrombose-Risiko und gefürchtete Folgen wie Krebs kamen öffentlich zur Sprache.
Thrombosen und Embolien sind bis heute Thema: Wie der AOK Bundesverband vor Kurzem erklärte, bekommt mehr als die Hälfte der Frauen, die die Pille auf Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung verordnet bekommt, risikoreichere Präparate der neueren Generation.
Vor allem bei der Erstanwendung der Pille haben Gynäkologen eine umfangreiche Aufklärungspflicht. / Foto: Adobe Stock/Pixel-Shot
Albring erklärte, seit einigen Jahren werde bei jeder erstmaligen Verschreibung eines Präparats ein vorgeschriebener Meldebogen ausgefüllt und dabei ausführlich über das Thromboserisiko gesprochen. Die Vorsitzende des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft, Professor Dr. Ingrid Mühlhauser, erklärte hingegen kürzlich auf dpa-Anfrage: «Die Informations- und Aufklärungsprozesse in den Arztpraxen entsprechen bisher nicht den wissenschaftlichen Anforderungen an informierte Entscheidungen.» Frauen würden bisher unzureichend über Nutzen und Schaden der unterschiedlichen Verhütungsmethoden aufgeklärt.
Die Autorin Isabel Morelli kritisiert in dem Buch «Kleine Pille, große Folgen», das passend am 17. August erscheint, dass Nebenwirkungen von vielen Frauen nicht als solche bemerkt oder in Kauf genommen würden. Es fehle an Wissen über den eigenen Körper, den Zyklus und die Wirkung von Hormonen. Manche junge Mädchen sähen in der Pille eine «Lifestyledroge», die etwa reinere Haut verspreche.