Allergieprävention: Gute Daten für Fischöl und Probiotika |
Bereits während Schwangerschaft und Stillzeit werden die Weichen für Nahrungsmittelallergien und Neurodermitis gestellt, betonen britische Wissenschaftler angesichts einer neuen Metaanalyse in der Fachzeitschrift «PLoS Medicine». Die Forscher vom Imperial College in London haben im Auftrag der britischen Food Standards Agency mehr als 400 Studien zusammengefasst. Geklärt werden sollte, in wiefern durch diätetische Maßnahmen während der Schwangerschaft, der Stillzeit beziehungsweise im ersten Lebensjahr der Kinder deren Risiko für Allergien und andere immunvermittelte Erkrankungen beeinflusst werden kann. Unter anderem wurde untersucht, ob die Vermeidung potenziell allergener Nahrungsmittel von Vorteil ist und welche Bedeutung die Stilldauer für das Allergierisiko hat.
Sie kommen zu dem Schluss, dass Fischöl und Probiotika höchstwahrscheinlich vor Nahrungsmittelallergien und Neurodermitis schützen: Die tägliche Aufnahme mehrfach ungesättigter Omega-3-Fettsäuren in Form von Fischöl – als Nahrungsergänzungsmittel oder durch den Konsum fettreichen Fischs – während der zweiten Schwangerschaftshälfte und der Stillzeit kann demnach das Risiko für eine kindliche Hühnereiweißallergie um etwa 30 Prozent senken.
Durch die orale Einnahme nicht-pathogener Mikroorganismen, sogenannter Probiotika wie Lactobacillus rhamnosus, ab den letzten Schwangerschaftswochen sowie der Stillzeit scheint zudem das Risiko für atopische Ekzeme (Neurodermitis) um mehr als 20 Prozent abzunehmen. Ferner ergaben sich schwächere Hinweise darauf, dass Fischöl-Supplemente möglicherweise vor einer Erdnuss- und Probiotika vor einer Milcheiweißallergie schützen. Bezüglich der Sensibilisierung gegenüber anderen Allergenen hatten jedoch weder Fischöl noch Probiotika einen positiven Effekt.
Für verschiedene andere diätetische Interventionen, beispielsweise den mütterlichen Konsum von Obst und Gemüse sowie die Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Präbiotika (Galakto-Oligosaccharide, die eine gesunde Darmflora fördern sollen), konnte hingegen kein günstiger Einfluss auf das kindliche Allergie- und Neurodermitis-Risiko nachgewiesen werden. Auch der Verzicht auf hoch allergene Nahrungsmittel wie Eier, Nüsse und Milchprodukte während der Schwangerschaft schien diesbezüglich keinen Vorteil zu haben. Gleiches galt für den Zeitpunkt der Beikosteinführung im ersten Lebensjahr.
Angesichts der insgesamt jedoch wenig belastbaren Datenlage, schränken die Wissenschaftler um Dr. Vanessa Garcia-Larsen ein, kann der Nutzen der verschiedenen Ernährungsmaßnahmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschließend beurteilt werden. Obwohl sich andeutete, dass gestillte Kinder seltener ekzematöse Hautveränderungen entwickeln und dass bei einer langen ausschließlichen Muttermilchernährung des Säuglings sein Risiko für einen späteren Diabetes mellitus Typ 1 sinkt, war die Evidenzlage diesbezüglich ebenfalls schwach.
Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen der mütterlichen Ernährung während Schwangerschaft und Stillzeit und dem späteren Allergierisiko der Kinder, fassen die Wissenschaftler die Studienergebnisse zusammen. Möglicherweise müssen die Ernährungsempfehlungen für Schwangere und Stillende um Fischöl und Probiotika erweitert werden. Über welche Mechanismen die beiden Supplemente im Einzelnen ihre protektive Wirkung entfalten – vermutet werden unter anderem immunsuppressive Eigenschaften von Fischöl – ist jedoch weitgehend unklar und bedarf weiterer Forschung. Auch der im Rahmen der Metaanalyse nicht untersuchte Einfluss der Nahrungsmittelvielfalt im Kleinkindalter auf das Allergierisiko ist noch zu klären. (jl)
DOI: 10.1371/journal.pmed.1002507
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08.03.2018 l PZ
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