Pharmazeutische Zeitung online

Knochendichte: Reboundeffekt nach Absetzen von Denosumab

Wird eine Osteoporose mit dem monoklonalen Antikörper Denosumab (Prolia®) behandelt, kann es nach Absetzen des Medikaments zu einem Knochendichteverlust kommen, der mit Knochenbrüchen einhergehen kann. Darauf weist die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) heute in einer Drug-Safety-Mail hin. Unklar sei noch, ob die Knochendichte nur bis auf den Ausgangswert vor Behandlungsbeginn mit Denosumab zurückfällt oder sogar noch weiter sinkt durch eine überschießende Gegenreaktion mit vermehrtem Knochenabbau.

Anlass für die Warnung ist das Fallbeispiel einer 62-jährigen Patientin, die zwei Jahre lang wegen postmenopausaler Osteoporose mit Denosumab behandelt wurde. Etwa ein Jahr nach der letzten Injektion kam die Patientin wegen starker Rückenschmerzen in ein Krankenhaus. Dort stellte man mehrere neue Sinterungsfrakturen im Brust- und Lendenwirbelbereich fest. Zwei Biomarker für den Knochenumbau waren stark erhöht. Hinweise auf eine andere zugrunde liegende Erkrankung wie ein Tumor oder Hyperparathyreodismus wurden nicht festgestellt. Die meldenden Ärzte gehen von einem Rebound-Effekt nach Absetzen von Denosumab aus. Die AkdÄ verweist zudem auf ein Review mit 24 Patientenfällen, bei denen es ebenfalls zu Frakturen innerhalb von 8 bis 16 Monaten nach der letzten Gabe von Denosumab kam.

Zwar sei ein schneller Knochendichteverlust auf prätherapeutische Werte nach Absetzen des Antikörpers sowie bei anderen Antiosteoporotika wie Teriparatid, die nicht zu den Bisphosphonaten gehören, bereits seit vielen Jahren bekannt. Doch werde das Problem bislang in den Produktinformationen oder Verordnungshinweisen nur unzureichend adressiert, kritisiert die AkdÄ. Bisphosphonate dagegen bewirkten aufgrund ihrer langen Verweildauer im Knochengewebe einen anhaltenden Knochendichte erhaltenen Effekt.

Die AkdÄ empfiehlt nun, die Knochendichte nach Absetzen von Denosumab immer wieder zu überprüfen und eine Behandlung mit Bisphosphonaten in Betracht zu ziehen. Zur antiresorptiven Therapie bei Osteoporose seien orale Bisphosphonate wie Alendronsäure Mittel der Wahl. Zu Beginn einer Behandlung mit Denosumab sollten Patienten auf die derzeit unklare Situation hinsichtlich des Vorgehens bei Absetzen aufgeklärt werden. (dh)

DOI: 10.1002/jbmr.3110 (Review von 24 Patientenfällen)

 

Lesen Sie dazu auch

Wirkstoffprofil Denosumab|Prolia®|68|2010 in unserer Datenbank Neue Arzneistoffe

 

Mehr zum Thema Osteoporose

 

01.12.2017 l PZ

Foto: Fotolia/Sagittaria