Pandemrix: 29 Narkolepsie-Verdachtsfälle in Deutschland |
In Deutschland sind bis Ende April dieses Jahres 29 Narkolepsie-Verdachtsfälle registriert worden, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Pandemie-Impfung gegen die Schweinegrippe stehen. Diese Zahl hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) jetzt vorgelegt. Demnach könnten 19 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 17 Jahren und zehn Erwachsene, die während der Schweinegrippepandemie 2009/2010 mit Pandemrix® geimpft wurden, an der seltenen Schlaf-Wach-Störung erkrankt sein. Eine gesicherte Diagnose liegt bislang erst bei 13 der Kinder und Jugendlichen sowie bei acht Erwachsenen vor.
Erste Krankheitssymptome wie plötzlicher Verlust des Muskeltonus (Kataplexie) traten bei den Unter-18-Jährigen im Mittel 86 Tage nach der Impfung auf (Minimum: vier Tage, Maximum: 403 Tage). Bei den Erwachsenen dauerte es im Schnitt 147 Tage, bis Symptome auftraten (zwischen 36 und 387 Tagen). Die Erwachsenen waren zum Zeitpunkt der Erkrankung zwischen 18,9 und 43,8 Jahre alt (Durchschnitt: 33,8).
Nicht das im Impfstoff Pandemrix enthaltene Antigen selbst, sondern der Wirkverstärker AS03 steht unter Verdacht, bei Menschen mit einer bestimmten genetischen Vorbelastung eine Narkolepsie zu begünstigen. In Deutschland wird Pandemrix nicht mehr verimpft. Die aktuelle saisonale Grippeschutzimpfung enthält zwar das gleiche Antigen, nicht aber den Wirkverstärker.
Vor allem in Finnland und Schweden waren Narkolepsie-Fälle im Zusammenhang mit der Pandemrix-Impfung aufgefallen. In diesen Ländern lag die Durchimpfungsrate höher als in Deutschland. Wie kürzlich veröffentlichte finnische Studien zeigen, stieg das Narkolepsie-Risiko durch die Impfung bei Kindern und Jugendlichen um das 13- bis 17-Fache an. Vor der Impfkampagne lag die Inzidenz in dieser Altersgruppe in Finnland bei 0,31 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr; dann stieg die Inzidenz auf 5,3:100.000 an. Für Deutschland wird die normale Inzidenz für Narkolepsie auf 0,12 Neuerkrankungen pro 100.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren pro Jahr geschätzt. Das PEI macht keine Angaben dazu, ob sich die Inzidenz auf Basis der jetzt veröffentlichten Verdachtsmeldungen verändert hat. (db)
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02.05.2012 l PZ
Foto: GSK