Zyto-Apotheker fühlen sich vergessen |
Annette Rößler |
28.03.2023 13:00 Uhr |
Für Ausgangsstoffe zur Herstellung von Zytostatika in der Apotheke gelten die verlängerten Austauschfreiheiten nicht. Die betroffenen Apotheken finden das ungerecht. / Foto: Imago Images/Future Image
Die Erleichterung bei den Apothekern in Deutschland war groß, als der Bundestag am 16. März die im Zuge der Coronapandemie eingeführten Freiheiten beim Austausch von Rabattarzneimitteln bis Ende Juli verlängerte. Denn zunächst war geplant gewesen, die Regeln zum 7. April auslaufen zu lassen. Die Lieferengpässe bei vielen Wirkstoffen und Fertigarzneimitteln halten jedoch an; daher brauchen die Apotheken die zusätzlichen Freiheiten auch weiterhin, um ihre Patienten in dieser schwierigen Situation bestmöglich versorgen zu können.
Doch was ist mit den Fällen, in denen ein Lieferengpass kein Fertigarzneimittel, sondern einen Ausgangsstoff für parenterale Zubereitungen betrifft? »Diese wurden offenbar vergessen«, sagte Rechtsanwältin Dr. Constanze Püschel von der Kanzlei D+B Rechtsanwälte in Berlin am 24. März bei der Jahrestagung des Verbands der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) in Berlin. Das vom Bundestag beschlossene Gesetz enthalte kein Äquivalent zur Regelung des § 1 Absatz 5 der SARS-CoV2-Arzneimittelversorgungsverordnung für parenterale Zubereitungen. »Das heißt, dass es ab Ostern keine geregelte Option mehr gibt, Preise oberhalb der Anlage 3 zur Hilfstaxe abzurechnen, wenn Lieferengpässe es erforderlich machen«, konkretisierte Püschel.
Aus Sicht des VZA ist das ein Unding, denn Lieferengpässe betreffen auch viele Wirkstoffe für die Krebstherapie – und wirken sich hier besonders fatal aus, da die Patienten dringend auf die Therapien angewiesen sind. »Lieferengpässe stellen uns jeden Tag vor große Herausforderungen. Wir tun alles, um unsere Patienten mit den notwendigen Arzneimitteln zu versorgen. Aber wird das von der Politik wertgeschätzt?«, hatte VZA-Präsident Dr. Klaus Peterseim zuvor rhetorisch gefragt – und die Antwort gleich selbst gegeben: Er habe nicht den Eindruck.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.