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Neues HIV-Mittel

Zulassungsempfehlung für Lenacapavir

Ein neuer lang wirksamer Arzneistoff für die Behandlung von HIV-Infizierten hat die Empfehlung für eine EU-Zulassung erhalten: Lenacapavir. Er muss nach einer oralen Einleitungsphase nur zweimal im Jahr als subkutane Injektion gegeben werden.
Annette Rößler
27.06.2022  07:00 Uhr

Lenacapavir (Sunlenca® von Gilead) ist der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der Kapsid-Inhibitoren, der von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eine Zulassungsempfehlung für die HIV-Therapie erhält. Das Kapsid von HIV ist eine Proteinhülle, die das Genom des Virus umgibt und deren Bestandteile auch zur Virusreplikation gebraucht werden. Lenacapavir bindet direkt an die Monomere des Kapsids und stört damit dessen Funktion.

Der neue Kapsid-Inhibitor soll zusammen mit anderen antiretroviralen Arzneistoffen bei Patienten mit multiresistenter HIV-Infektion eingesetzt werden, bei denen ein wirksames Therapieregime anderweitig nicht zusammengestellt werden kann. Die Behandlung beginnt mit einer 14-tägigen oralen Einleitungsphase, für die Sunlenca in Form von Filmtabletten à 300 mg auf den Markt kommen wird. Danach wird der Wirkstoff halbjährlich subkutan gespritzt, wofür eine Injektionslösung mit 464 mg vorgesehen ist.

Die Wirksamkeit von Lenacapavir sei in der CAPELLA-Studie an 72 Patienten mit multiresistenter HIV-Infektion gezeigt worden, so die EMA. Die häufigsten Nebenwirkungen seien Reaktionen an der Injektionsstelle und Übelkeit gewesen.

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