Zulassung für Sepiapterin |
Brigitte M. Gensthaler |
07.08.2025 07:00 Uhr |
Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Anwendung von Sepiapterin mit Arzneistoffen, die über eine Beeinflussung des Stoffwechsels oder der Wirkung von Stickstoffmonoxid (NO) vasodilatierend wirken. Dazu gehören klassische NO-Donatoren ebenso wie Phosphodiesterase-(PDE-)5-Hemmer. Bei gleichzeitiger Therapie mit Levodopa muss man vorsichtig vorgehen, um neurologische Störungen wie Verschlimmerung von Krämpfen, erhöhte Erregbarkeit und Reizbarkeit sowie Krampfanfälle zu vermeiden.
Aus Vorsichtsgründen soll das Medikament in der Schwangerschaft vermieden werden. Bei stillenden Frauen ist eine sorgsame Nutzen-Risiko-Abwägung nötig.
Neben strikter Phenylalanin-armer Diät sind die Therapieoptionen bei Phenylketonurie bisher begrenzt. Die Enzymersatztherapie mit Pegvaliase ist erst ab einem Alter von 16 Jahren zugelassen. Das nun neu eingeführte Sepiapterin ist wie das seit Jahren verfügbare Sapropterin bei Patienten jeden Alters zugelassen und ein neuer oral verfügbarer Wirkstoff, der einmal täglich eingenommen wird.
Auch beim Wirkprinzip gibt es Parallelen zwischem dem Neuling und Sapropterin. Letzteres ist die synthetisch hergestellte Kopie von Tetrahydrobiopterin (BH4), Sepiapterin ein natürlicher Vorläufer von BH4. Beide Wirkstoffe sorgen letztlich dafür, dass die PAH-Aktivität erhöht wird. Zusätzlich hat Sepiapterin einen zweiten, unabhängigen pharmakologischen Effekt, indem es selbst an PAH bindet, das Enzym stabilisiert und so dessen Funktion verbessert. Vorteile hat Sepiapterin Untersuchungen zufolge auch in Sachen Bioverfügbarkeit und ZNS-Gängigkeit. Ob dies von klinischer Relevanz ist, muss sich allerdings in der Praxis noch zeigen. Eine kleine Phase-II-Studie fand Vorteile von Sepiapterin im Vergleich zu Sapropterin.
Zusammen mit dem erweiterten Wirkmechanismus rechtfertigt auch dieser Aspekt die vorläufige Einstufung des Neulings bei den Schrittinnovationen. Gespannt darf man auf Ergebnisse einer größeren Phase-III-Studie warten, die aktuell die beiden Pharmakotherapien miteinander vergleicht. Die vorläufige Einstufung von Sepiapterin wird man danach bestätigt wissen oder womöglich revidieren müssen.
Sven Siebenand, Chefredakteur