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Pharmazeutische Dienstleistung

Worauf es bei Immunsuppression ankommt

Unter den pharmazeutischen Dienstleistungen ist die »Pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten« definitiv etwas für Fortgeschrittene. Apotheker mit der entsprechenden Qualifikation sollten dennoch nicht davor zurückschrecken.
Annette Rößler
01.03.2023  11:00 Uhr

Dr. Christian Ude, Inhaber der Stern-Apotheke in Darmstadt, referierte vergangenes Wochenende bei der Hermann-Hager-Tagung der Landesapothekerkammer Brandenburg zur pharmazeutischen Dienstleistung »Pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten«. Diese dürfen nur Apotheker erbringen, die eine Fortbildung auf Basis des Curriculums »Medikationsanalyse, Medikationsmanagement als Prozess« der Bundesapothekerkammer (BAK) erfolgreich absolviert haben oder eine vergleichbare Qualifikation nachweisen können. Eine zusätzliche, freiwillige Fortbildung speziell zu Organtransplantierten empfiehlt sich. Die BAK hatte im November ein entsprechendes Curriculum erstellt, auf dessen Basis die Landesapothekerkammern nun entsprechende Seminare anbieten.

Menschen, die ein fremdes Organ transplantiert bekommen haben, müssen danach lebenslang immunsupprimiert werden. Der therapeutische Grat, auf dem man sich dabei bewegt, ist äußerst schmal, und Abweichungen können fatal sein: Bei einer Unterdosierung des Immunsuppressivums droht eine Abstoßungsreaktion, bei einer Überdosierung steigt die Gefahr schwerer Nebenwirkungen.

»Alle arzneimittelbezogenen Probleme (ABP), die in der Apotheke auffallen, müssen daher mit dem behandelnden Facharzt besprochen werden«, betonte Ude. Das gelte auch für Fälle, in denen der Apotheker eine fehlerhafte Einnahme feststelle. »Wenn der Patient darauf eingestellt ist, muss eine Umstellung auf die korrekte Einnahme durch den Facharzt begleitet werden, weil sich dadurch der Wirkspiegel des Immunsuppressivums verändert.«

Die Rolle des Apothekers bei der Betreuung von organtransplantierten Patienten sieht Ude vor allem in der Schulung zur Anwendung der verordneten Arzneimittel. Dabei sei es wichtig, den Patienten für die große Bedeutung von immer gleichen Strukturen bei der Einnahme zu sensibilisieren. »Das sollte idealerweise nach dem Uhrwerkprinzip ablaufen«, verdeutlichte der Fachapotheker für Arzneimittelinformation. »Zweimal täglich« bedeute »alle zwölf Stunden«; auch sollten feste Abstände zum Essen eingehalten werden.

Dies sei zum Beispiel bei der Anwendung von Ciclosporin sehr wichtig, da es sich dabei um einen extrem lipophilen Arzneistoff handele. »Diesen Wirkstoff überhaupt in eine Form zu bringen, die der Körper aufnehmen kann, ist ein Meisterwerk der pharmazeutischen Technologie«, sagte Ude. Nicht ohne Grund stehen daher Ciclosporin und das ebenfalls sehr hydrophobe Tacrolimus auf der Austauschverbotsliste.

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