Wirksam auch bei Durchbruchinfektionen |
Theo Dingermann |
22.08.2022 12:28 Uhr |
Während des Studienzeitraums konnten in dem zur Verfügung stehenden Datensatz insgesamt 111.588 nicht hospitalisierte, geimpfte Patienten mit einer SARS-CoV-2 Durchbruchinfektion ermittelt werden. Von diesen waren nur 1131 innerhalb von fünf Tagen nach der Diagnose mit Paxlovid behandelt worden. Nach dem Propensity Score Matching verblieben 1130 Patienten in der Verumkohorte der Studie.
Innerhalb von 30 Tagen nach Beginn der Paxlovid-Therapie, mussten 89 Patienten (7,87 Prozent) eine Notfallambulanz aufsuchen, stationär behandelt werden oder waren innerhalb von 30 Tagen verstorben (Kriterien des primären Endpunkts). Demgegenüber erfüllten 163 Patienten der Kontrollkohorte die Kriterien des primären Endpunkts (14,4 Prozent). Das entspricht einer relativen Risikoreduktion durch eine Paxlovid-Therapie für diesen zusammengesetzten Endpunkt von 45 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit eines ereignisfreien Überlebens nach 30 Tagen lag bei den therapierten Patienten bei 88,15 Prozent gegenüber 84,16 Prozent bei den Patienten in der Kontrollkohorte.
Zudem lag die Zahl der Notaufnahmen mit 82 in der Therapiegruppe deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe mit 142. Ähnlich verhielt es sich bei den stationären Behandlungen: In der Verumgruppe mussten 10 und in der Kontrollgruppe 23 Patienten stationär behandelt werden. In der Studienpopulation wurden während der Studiendauer zehn Todesfälle registriert, die alle in der Kontrollkohorte auftraten. Auch wurden bei den therapierten Patienten weniger konstitutionelle, kardiorespiratorische, gastrointestinale, nervöse und muskuloskelettale Symptome diagnostiziert.
Keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten in der Verum- und Kontrollkohorte wurden bei den Geruchs- und Geschmacksveränderungen festgestellt. Dies galt auch für Auftreten von Gastroenteritis, Kolitis oder Durchfall. Dagegen waren systemische Komplikationen wie Infektionen der unteren Atemwege, Herzrhythmusstörungen und Angstzustände/Stimmungsstörungen in der Verumgruppe seltener als in der Kontrollgruppe.
Die Autoren sprechen auch das Problem eines sogenannten Rebounds nach einer Paxlovid-Therapie an, der zwar in der Zulassungsstudie kaum beobachtet wurde, in der Praxis aber relativ häufig aufzutreten scheint. Allerdings wurde dieses Phänomen auch in dieser Studie nur selten beobachtet oder beschrieben, sodass verlässliche Aussagen nicht möglich sind.
Zusammenfassend ist dies eine aktuelle Studie, die zeigt, wie nützlich eine Behandlung mit Paxlovid auch bei einer Durchbruchinfektion ist. Die derzeit sehr zurückhaltende Verordnungspraxis scheint somit nicht begründet zu sein.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.